Protokoll eines Jeremia-Seminars

Von meiner kundigen, „künden“ Gattin Debora (Ri. 4) zu den Kapiteln 1 – 4, 7, 20, 29, 31
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Einleitung

Hebr. 4,12Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer denn kein zweischneidig Schwert, und dringt durch, bis daß es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens

Jeremia ist eine unverwechselbare Persönlichkeit, die sich durch ihre Extrovertiertheit von Jesaja unterscheidet. Hesekiel und Jeremia zeigen Pathos und  Emotionen. Die Verbindung zu Gott ist sehr individuell, auch wenn es die drei verbindlichen Konstitutiven gibt: EIN Gott, EIN Land, EIN Volk.
Die Gebete des Judentums sprechen im Plural wie das „Vater unser“, weil jeder für die fehlenden Juden mitbetet. Trotzdem lebt jeder Jude seine Individualbeziehung mit Gott wie Abraham, Isaak, Jakob, Mose, David. Jeder in seiner Art ist ein Vorbild für die nachfolgenden Generationen.
Seine ersten Predigten in Kap. 1-6 hält er in der Regierungszeit des Königs Josia. Er predigt gegen das Volk, weil es Götzen anbetet, Arme unterdrücket, treulos und ehebrüchig lebt. Er predigt gegen die religiösen Führer, die das Volk nicht zur Ordnung rufen. Jeremia ist der leidende Prophet, denn er leidet mit dem Volk wegen der angekündigten Gerichte Gottes und er leidet mit Gott, weil Sein Volk nicht umkehren will zu IHM und IHM untreu ist.
Zu Jeremias Berufung gehört das Scheitern, denn das Volk und seine Oberen sind taub und blind, sind nicht umkehrwillig. Jeremia ist unschuldig. Jeremia will Zeugnis der Gottverbundenheit und der Menschlichkeit ablegen in einer unmenschlichen und gottvergessenen Zeit. Gott steht zu ihm und bezeugt ihm, dass er – Jeremia – in Ordnung ist.
Gottes Botschaft ist immer wieder: Verlasst euch nicht auf Menschen, auf Obere, auf Reiche. Nur auf Gott ist wirklich Verlass.
Ägypten, Assyrien, Babylonien und Persien waren die Israel umgebenden Mächte, die Gott als Zuchtrute gegen Israel benutzte. Diese Mächte wollten nur äußerlich wachsen, hatten nur egozentrische Ziele, wenn sie die Juden schlagen durften. Sie wussten nicht, dass sie nur ein Werkzeug in der Hand Gottes waren. Und darum rechnete  Gott auch mit diesen Völkern ab.

Einführung in die Zahlen

Mondneuung > Neumond = Chodesch  [חודש] = neu
13=12+1 > Überhöhung der 12, das Überzeitliche (12 Monate, 12 Stunden am Tag); > Einheit Gottes, denn echad [אחד] = eins  > hat den Zahlenwert 13: Gott ist auf der Seite des Königs; Gott ist der Regent. (Dtn.6,4 > Einheit und Liebe [אהבה ahawa] im jüdischen Glaubensbekenntnis.)
11=12-1 > Die Vorbereitung auf das Ende Judas, eine Wende steht an.
10 > doppeltes Eingreifen Gottes in den 10 Worten, in den 10 Plagen.
5 > das Begreifbare, Gott greift ein. An der Hand steht ein Daumen gegenüber den vier anderen > der EINE steht der Materialität gegenüber. Wer den einen Gott gegenüber den vier Elementen stellt, hat das Leben begriffen. (Der Mikrokosmos des Menschen entspricht dem Makrokosmos. Darum nehmen Rabbiner die Anatomie des Körpers für das Verständnis der Zahlen.)
Für 4 Könige war Jeremia der Berater. Somit hatte er eine Nachricht für die damals bekannte Welt, denn 4 steht für die Materie und die Welt mit ihren Himmelsrichtungen, Elementen, … In V5 wird Jeremia als Prophet für die Welt berufen ist.

Jeremia 1

להרים leharim > der von Gott Erhobene; Jirmejahu > jarim Ja = Gott wird erhöhen; (jirmé Ja = Gott wird schießen, wäre ebenfalls möglich, denn es ist nicht abwegig, dass Gott Pfeile gegen seine Feinde schießt.) Mit „schießen“ ist nicht nur ein militärisches Vorgehen gemeint, sondern auch das Hinabschießen von Regen und Hagel, oder das Hinabschießen des Segens Gottes. Außerdem benutzen die Propheten treffende Worte, die nicht töten, aber zur Umkehr rufen sollen.
Der Vater heißt Chilqijahu = mein Teil (Chelek) ist Gott. Er drückt aber auch eine Spaltung aus, denn die Zeit der Priester ist gespalten. Pachschur war amtierender Priester in Jerusalem und Jeremia aus den verstoßenen abgespaltenen Priestern in Anatot.
Er ist der Schmerzprophet, der mehr als alle Propheten an und mit seinem Volk leidet. In diesem Leiden erhebt und in die Geborgenheit Gottes erhöht ihn Gott.
קינות [kinot] – klagen, Schmerzausrufe
Auch die Klagelieder sind von Jeremia. In seinen Schriften finden sich die härtesten, traurigsten, aber auch vielversprechendsten Stellen
Anatot עֲנָתוֹת – Stadt des Elends
Benjamin – Sohn der  Rechten, der Kraft Gottes
Juda = Jehuda = die Dankbarkeit, er wird danken
Jeremia lebt im 6. Jh. v.d.Z, seine Berufung findet etwa 626 v.d.Z während der Regentschaft von König Josia statt (predigt bis 586). Er erlebt die große Reform des Josia im Südreich (2.Kö 21-22) und das Babylonische Exil 597v.d.Z – 539 v.d.Z. Jeremia versuchte noch etwas zu verändern, doch unter Jojakim wird sogar die Himmelskönigin angebetet.
Manasse (696 – 642) – sündig
Amon (641-640) sündig, er lebte zur Zeit Jeremias nicht mehr, aber sein Ungeist wirkt in seinen Sohn und in die Zeit Jeremias. > von emuna [אמונה] = der Glaubensstarke
Josia (641- 609) – umkehrwillig; Reformen 622 v.d.Z. > Jesch Jahu = Gott ist da oder Gott erlöst
Jeremia erlebt drei Könige:
1) Jojakim (609 – 597) – sündig
Eljakim – Elohim richtet mich auf (der strenge, richtende Gott richtet mich auf) > Sein Name wurde verändert auf: Jojakim – JHWH richtet mich auf (der gütige Gott richtet mich auf). Diese Veränderung zeigt, dass von diesem König die Güte Gottes ausgehen wird. Namensänderungen bedeuten immer Veränderungen des Lebenswandels.
2) Jojachin – Gott wird ausrichten
3) Zedekia (597-587) nicht umkehrwillig;
Mattanja (Gabe Gottes) wird von Nebukadnezer geändert in Zedekia (Gerechtigkeit Gottes). Aber auch er hörte nicht auf Jeremia, sodass unter seiner Herrschaft das Ende Judas und des Tempels kommt und das Exil beginnt.
Das Thema Jeremias ist der Synkretismus! Gott mag diese Vermischung weniger als reines Heidentum. Im Heidentum gibt  man sich ganz hin, auch wenn man auf der falschen Seite ist. Diese Kraft, die dem Bösen gewidmet wurde, birgt die Chance, diese Kraft eines Tages in Teschuwa = Umkehr umzuwandeln. Wer lau ist, hat diese Chance der Umkehr nicht, ist damit in Heimatlosigkeit und Identitätslosigkeit verhaftet.
Jeremia muss die Boshaftigkeit der Menschen anklagen, was eine unangenehme Aufgabe ist. > V10

1Reden Jirmejahus Sohns Chilkijahus, von den Priestern, die in Anatot im Lande Binjamin waren, 2zu dem SEINE Rede geschah in den Tagen Joschijahus Sohns Amons, Königs von Jehuda, im dreizehnten Jahr seiner Königschaft, 3und geschah in den Tagen Jojakims Sohns Joschijahus, Königs von Jehuda, bis ganz wurde das elfte Jahr Zidkijahus Sohns Joschijahus, Königs von Jehuda: bis zur Verschleppung aus Jerusalem, in der fünften Mondneuung.
דִּבְרֵי יִרְמְיָהוּ [dibrei Jirmijhu] – Die Worte Jirmijahus – oder die Angelegenheiten Jeremias -, in diesen einleitenden Worten stecken schon die ganzen Umbrüche des Propheten. Die Anfänge der Prophetenbücher sind sehr unterschiedlich. Hier steht nichts vom „Wort Gottes“ am Anfang. Ähnlich ist nur der Beginn Hesekiels. Dieser Prophet hat durch diese zwei Worte so ein umtriebiges, bewegtes, turbulentes Leben mit seinem Gott. Wir sehen darin schon die Vita Jeremias mit seinen Schmerzen. Es geht um die Worte, die Begebenheiten Jeremias, also das, was er mit Gott in seinem Leben erlebt. Er empfängt nicht nur Gottes Wort und gibt es weiter, sondern er ringt sich durch diese Botschaft durch und durchleidet diese Worte, sodass Gottes Worte seine eigenen Worte werden. Dadurch wird er zum Vertrauten Gottes. Er will kein Prophet sein, weil ihm diese Worte so viel Schmerz bereiten, in den er Einblick gewährt.
Im zweiten Testament ist Paulus mit ihm vergleichbar, denn von ihm erfahren wir seine ganzen Umbrüche und Krisen.
1 Reden Jirmejahus Sohns Chilkijahus, von den Priestern, die in Anatot im Lande Binjamin waren,
Dieser erste Satz ist die Visitenkarte Jeremias: Anatot, nördlich von Jerusalem im Stamm Benjamin bedeutet Bedrängnis, Leiden, Bedrückung von  לענות[la‘anot], eine Enklave von Priestern (1. Sam 1+2) welche die Verbannten des Geschlechtes Eli sind, weil seine Söhne keine Vorbilder waren. (etwa 1100v.d.Z.)
Salomo verbannte einen Priester namens Ewjatar, der gegen David agierte, nach Anatot (2.Sam.22). Damit endete die Linie Elis. Wer als Priester in Anatot landete, war ausgeschlossen vom Priesterdienst in Jerusalem. Sie waren abgehalftert und abgeschoben, damit verbittert und enttäuscht. Jeremia kommt also von einer Gruppe von Priestern zweiter Klasse. Dadurch weiß er, was es heißt, im Exil zu sein. Und darum soll er das Exil ankündigen. Jeremia erlebte in seinem Leben generationsübergreifen (400Jahre lang) ein tragisches Exil, ein Vertriebenwordensein lange bevor er seinem Volk das Exil ankündigt.
„Kann denn aus Anatot Gutes kommen?“ Bei Gott zählen andere Maßstäbe (1.Sam.16,7: Gott ins Innere); ER wählt die Verachteten. Jeremia hat ein Herz für die Bedrängten, weil er selber ein Bedrängter war.
(vgl. im Gegensatz dazu Hes.1,3: an Jecheskel Sohn Busis den Priester im Land der Chaldäer)
Der Ort und die Bezeichnung „von den Priestern“ geben an, dass er zu den verstoßenen Priestern gehörte. Vielleicht durfte er den Hauptpriestern dienen, aber nicht mehr selber als solcher amtieren. Auch dadurch erhebt ihn Gott, trotzdem diese Botschaft vor die Könige Israels zu bringen. Von dieser aussterbenden Linie beruft Gott noch einen Diener, dann ist Schuss. Deshalb hat Gott diese Linie so lange erhalten, weil um ihre Bedeutung wusste.
Jeremia war ein Verfemter, eine Persona non grata, der seine Würde verloren hat, vergleichbar mit Ruth. Dieser Funke Jeremia wird herausgeholt aus den Verworfenen. Danach stirbt die Linie endgültig aus. Daraus wird verständlich, warum diese Ambivalenz es ihm schwer macht, mit seinen Reden verstanden zu werden. Wer soll einen solchen Menschen ernst nehmen, der aus einer ausgestoßenen Gruppe gehört, während Hesekiel anerkannter Priester in Jerusalem war. Jeremia musste somit immer mit seinen eigenen Zweifeln kämpfen.
Die Geschichte Jeremias schwingt zwischen der Berufung, die aus ihm eine Ausnahme macht und dem Los seines Stammes, der vergehen wird. Und er selber soll nicht heiraten. (Jer.16)
Die Tragödie Israels mit seiner Instabilität spiegelt die Geschichte Jeremias und seines Geschlechts. Er leidet also unter seinem eigenen Trauma sowie unter dem anstehenden Gericht für sein Volk. Er liebt sein Volk.
Es kommt einer Zerreißprobe gleich, Gott zu dienen vor dem Hintergrund des eigenen „Aussterbens“ und der Androhung für sein Volk. NUR Er hat diese Berufung unabhängig von dem, wie es mit seiner Linie weitergeht.
Vergleich Jesu mit Jeremia: Mt 16:14:Sie sprachen: Etliche sagen, du seist Johannes der Täufer; die andern, du seist Elia; etliche du seist Jeremia oder der Propheten einer.
Jeremia ist der Weheprophet wie auch Jesus Weheworte spricht. Er verzichtet wie Jesus auf persönliches Glück und auf Familie. Laut Kap. 16 darf Jeremia nicht heiraten und keine Kinder zeugen. Hesekiels Frau starb und er betrauerte sie.

Normalerweise gibt es eine Kompetenztrennung zwischen Prophet und Priester. Nur Hesekiel wird als Priester zum Propheten erkoren; das geschieht nur bei Jeremia und Hesekiel. Weil die Zeit aber so dekadent ist, beruft Gott Jeremia! Gott weiß, wann er wen zu berufen hat. Der Priester ist dem Kult verpflichtet und System stabilisierend, aber der Nawi = Künder muss anklagen und gegen den Kult angehen, das System destabilisieren. Gott macht aus dem abgehalfterten Priester einen Propheten, weil ER in Jeremia die Fähigkeiten sieht. Das löst in Jeremia die Turbulenzen aus, weil sich so Gegensätze in seiner Biografie und seinen Vorfahren ergeben.
Die Gewaltenteilung, welche unsere Gesellschaften übernommen haben: König = weltliche Macht; Priester = kultische Macht; Nawi = Künder und Aufpasser für beide. Gott liebt das Ungewöhnliche, indem er einen abgehalfterten Priester zum Propheten beruft. Gott will die Tempelzeit beenden. Wenn er jemanden beruft, der eigentlich darin ungelernt ist, kann Gott am besten durchscheinen. Und ER kennt das Potential, das ER in dem Berufenen nutzen kann. Bei Gott gibt es andere Lebensläufe. Propheten lernten normalerweise auf Prophetenschulen, die der König rufen konnte.
Jeremia hatte ein großes Herz. Corrie ten Boom sagte: „Gott misst den Menschen nicht nach der Größe seines Hirns, sondern nach der Größe seines Herzens.“

2 zu dem SEINE Rede geschah in den Tagen Joschijahus Sohns Amons, Königs von Jehuda, im dreizehnten Jahr seiner Königschaft,
Hier beginnt die Berufung, denn hier geht es nun um die Rede Gottes. Gott kommt erst jetzt ins Spiel. Jeremia wurde von Gott auserwählt, sein persönliches Exilsschicksal zum Gegenstand seiner Botschaft zu machen. Das ist das Große an Gott, dass ER das Leben eines Menschen so instrumentalisieren kann, dass die Bitterkeiten des eigenen Lebens zur glaubwürdigen und überzeugenden Botschaft werden. Jeremia kann nun endlich sein eigenes Leid aussprechen. Er kann die Demütigungen aus 500 Jahren seit dem Drohspruch Elis aussprechen. Dieses Schicksal hatten die anderen Propheten nicht erlebt. In ihm steckt der Schmerz, dass seine Vorfahren nicht auf Gott gehört haben. Er weiß, was geschieht, wenn man nicht auf Gott hört.
Auch Mose erleidet Bitterkeit, bevor er zum großen Mann Gottes aufsteigt. Diese Männer erleben die Frucht des Leidens ihres Lebens.
Die Rede Gottes ist ein Geschehen, nicht nur ein Wort, ein Hören. Durch Gottes Reden passiert etwas, es ist ein Erlebnis, das den Menschen bewegt und umtreibt. Solche Menschen waren M.L.King, Mahatma Gandi, David Ben Gurion, Marie und Pierre Curie, Mutter Theresa, Albert Schweitzer.
Ein echter Prophet macht sich klein, bleibt bescheiden. Wer sich selbst groß macht, ist ein falscher Prophet und ein VERführer, wie Adolf Hitler.

3 und geschah in den Tagen Jojakims Sohns Joschijahus, Königs von Jehuda, bis ganz wurde das elfte Jahr Zidkijahus Sohns Joschijahus, Königs von Jehuda: bis zur Verschleppung aus Jerusalem, in der fünften Mondneuung.
Nach aller Verschmähung kommt er direkt nach Jerusalem. Aus dem kleinsten Loch kommt er direkt in die Hauptstadt.

4 SEINE Rede geschah zu mir, es sprach: 5 Ehe ich dich bildete אצורך [azorecha] im Mutterleib, habe ich dich gekannt יְדַעְתִּיךָ [jada‘aticha], ehe du aus dem Schoße fuhrst, habe ich dich geheiligt הִקְדַּשְׁתִּיךָ  [hikdaschticha], als Künder den Weltstämmen נָבִיא לַגּוֹיִם [nawi lagojim] habe ich dich gegeben נְתַתִּֽיךָ [nataticha].
Gott hat mit diesem Propheten Großes vor. Sogar geheiligt hat ihn Gott! Noch vor der Schwangerschaft im Mutterleib wusste Gott, dass ER diesen aus dem verstoßenen Stamm geweiht, zur Seite gesetzt, geheiligt und erkannt und ihn zum Künder berufen hat, sogar für die Goijim. Ein Licht für die Völker. Kein anderer Prophet bekommt diese Botschaft, dass Gott ihn bereits vor der Geburt berief.
„geheiligt“ – kadosch [הִקְדַּשְׁתִּיךָ] > zur Seite gesetzt für Gott.
Gott redet dialogisch „Ich-Du“ mit Jeremia und zeigt ihm die Grundlage ihrer Beziehung. Gott zeigt Jeremia die Vorleistung, die ER für ihn gegeben hat, denn vorgeburtlich hatte Gott schon SEINE Pläne mit ihm. Gott hat Jeremia eine Berufung auf den Leib zugeschnitten. Wenn Jeremia seiner Berufung nicht nachkommt, hat er sein Potential vergeudet.
Das Wort Gottes ist kraftvoll in seinem Geschehen. Es führt zu Reaktionen wie Hilflosigkeit wie bei Jeremia. Hesekiel fällt um sowie Saulus vor Damaskus und Johannes beim Empfang der Offenbarung.
Die 4 Handlungen Gottes an Jeremia (gebildet, gekannt, geheiligt, gegeben) weisen auf die weltumspannende Berufung hin.
Der Vers zeigt, dass unsere Seele in Übereinstimmung kommen muss mit Gottes vorgeburtlicher Planung für unser Leben, unsere Lebensaufgabe. Die Neschama war schon lange vor unserer Geburt existent.
Vor diesem Hintergrund wissen die Propheten, auch Jesus oder Paulus, dass das harte Leben kein Versagen ist, sondern dem Lebensplan entspricht in der Absprache mit Gott. Die Berufung von Gott orientiert sich nicht an den Äußerlichkeiten.

6 Ich sprach: Ach, mein Herr, DU, da, ich weiß nicht zu reden, ich bin ja ein Knabe.
Jeremia wehrt sich ebenso wie Mose; zeigt Misstrauen und greift zu einer Ausrede, zeigt kein Vertrauen. Aber bei Gott gibt es keine Ausreden, denn Gott kennt seine Menschen. Präkognitiv ist bereits die Bilderwelt in Kindern angelegt, deshalb brauchen sie Bilder und Märchen, die die Bilderwelt anregen. Gott sieht das, was ER präkognitiv in uns angelegt hat. Wir müssen uns nicht auf unsere Rationalität begrenzen. Jeremia argumentiert rein rational. Dabei ist Gottes zeit-räumliche Skala anders als unsere. Vertraue Gottes Stimme in dir mehr als deinem Ego oder den rationalen Erwägungen. Ich kann auf meine innere Stimme hören und höre damit meine Be-Stimmung. Jeremia weiß (Jer.20,9): Es brennt in seinen Eingeweiden, (9Spreche ich: Ich will ihn nicht gedenken, nicht mehr reden mit seinem Namen, bleibts mir im Herzen wie ein sengendes Feuer, eingehegt mir im Gebein, ich erschöpfe mich es zu verhalten, ich vermags nicht. Vgl. Lk 12,49) wenn er nicht redet, wie auch Paulus weiß: 1.Kor.9,16: Wehe, ich predige das Evangelium nicht.
Aber woher kann Jeremia wissen, dass er wirklich legitimiert ist? Es gab doch so viele Lügenpropheten. Dem Lügenpropheten geht es immer gut; er redet seinen Hörern nach dem Mund. Der richtige Prophet sticht ins Wespennest und ist wie ein Arzt, der auch unangenehme Wahrheiten ausspricht. Wie Gott unser Arzt ist, sind auch seine Boten unsere Ärzte. (Ex.15,26) Die Grundlagen des echten Propheten sind das Wort Gottes, die zur Umkehr aufrufen. Sie sprechen alle Härte aus Liebe aus, weil sie an der Situation leiden, in der Gott an den Rand geschoben ist. Gott ist leidenschaftlich; er leidet mit SEINEM Volk. Ein wahrer Prophet muss immer ringen und um Anerkennung kämpfen. Jeremia darf nicht heiraten und keine Kinder bekommen: Kap.16,1 (s.o. Verzicht auf persönliches Glück). Man spürt die Autorität oder das Charisma, mit dem sie auftreten. Das ist auch gemeint mit dem Begriff „Vollmacht“ bei Jesus.
Ein wahrer Prophet gibt die persönliche Beziehung und die persönliche Ansprache Gottes weiter. Er „vermenschlicht“ Gott, Gott wird Mensch und macht sein Gegenüber zur Person, mit der ER auf Augenhöhe im Ich-Du- redet. Gott leidet, Gott zürnt, Gott hat Gefühle im Gegensatz zur Götterwelt der damaligen Götterwelt im vorderen Orient. Gott zeigt sich voller Gefühle, sodass Gott uns auf der Gefühlsebene ansprechen kann.

7 ER aber sprach zu mir: Sprich nimmer: Ich bin ein Knabe! Ja denn, allwohin ich dich schicke, wirst du gehen, allwas ich dir entbiete, wirst du reden.
Gott bleibt in der Ich-Du-Beziehung und wischt alle Ausreden weg. Wenn Gott mich beruft, sind Äußerlichkeiten unwichtig. (Mk 9,23 Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.) Gott ruft ihn zum Vertrauen.

Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst. (Werner Sprenger)
Wege entstehen dadurch, dass wir sie gehen. (Franz Kafka) http://www.wimmer-partner.at/vision.htm

Gehen und Reden gehören zum Prophetenamt. Wer von Gott bewegt ist, bewegt sich. Die Berufungsgeschichte ist voller Dynamik, wie auch das Feuer bei Mose. Gott erwartet von uns Lebendigkeit. Wer sich nicht bewegt, ist nicht mit Gott in Beziehung. Ex.24,7 Wir werden tun und hören.

Kierkegaard: Das Leben wird nach vorne gelebt und nach rückwärts verstanden.

8 Fürchte dich nimmer vor jenen, denn ich bin mit dir, dich zu erretten [אֲנִי לְהַצִּלֶךָ ani lehazilecha]. SEIN Erlauten ists. 9 Dann schickte ER seine Hand aus, er ließ sie meinen Mund berühren, ER sprach zu mir: Da, ich gebe meine Reden in deinen Mund [ דְבָרַי בְּפִֽיךָ dewarai bepicha],
Es ist keine Schande, Angst zu haben und sie mit Gott zu besprechen. Gott errettet – auch vor der eigenen Angst.
Ex.4,11Der Herr entgegnete ihm: Wer hat dem Menschen den Mund gegeben und wer macht taub oder stumm, sehend oder blind? Doch wohl ich, der Herr!
Bei Jesaja greift Gott zur Kohle, die reinigt und sein negatives Denken wegbrennt.
Jeremia erfährt von Gott die Zusage, dass Gott ihm alles gibt, was er braucht: Gottes Worte sind in seinem Mund, auch wenn sein Leben eine Affinität zum Leiden hat. Das wird dadurch nicht verherrlicht. Der Prophet lebt aus dem „dawar“, aus dem Wort, das Gott ihm gegeben hat und das er nun den Menschen weitergibt. In der Berufung gibt es dann andere Aufgaben als bspw. eine klassische Familie. Die Zusagen und das Wort Gottes werden ihm zur Ressource.

10 sieh, ich verordne dich הִפְקַדְתִּיךָ an diesem Tag über die Weltstämme, über die Königreiche, auszureuten, einzureißen, abzuschwenden, hinzuschleifen, zu bauen, zu pflanzen.
Jetzt ordnet Gott an, nachdem ER ihm Zuspruch gegeben hat. Wie Abraham weiß auch Jeremia nicht sofort, wohin er gehen muss.
Vier Handlungen der Zerstörung: 1) ausreißen (aus dem gewohnten Ort wegreißen, entheimaten) – 2) einreißen, zum Zusammenbruch bringen –  3) komplett vernichten, 4) zerstören, sodass es unbrauchbar ist. Judäa hat das Land nicht mehr verdient. In dem System ist alles an Menschen, Tieren, Gebäuden mit gehangen – mit gefangen, deshalb gibt es diese umfassende Vernichtung. Die Vernichtung wird doppelt so stark sein wie der Aufbau.
Mit zwei Worten kommt es zum Aufbau: bauen und pflanzen. Nach dem größten Kahlschlag kommt der Aufbau. Während der Härte hat Gott schon den Neuaufbau im Blick.
Rabbiner in Amerika sagen: Gott beschloss den Aufbau des Staates Israel in den Gaskammern von Auschwitz.
Vier negative Tätigkeiten zeigen wie in V5 das kosmische Ereignis, das ansteht. Der Kahlschlag, die Reinigung muss manchmal härter sein als der Aufbau. Bevor es gut werden kann, muss es erst einmal schlimm werden, denn das Böse findet zu schnell Nachahmer. Zerstören im Dienst des Neuaufbaus. Das Böse mit Stumpf und Stiel ausrotten, damit der Keim des Guten da ist und Neues wachsen kann, auch mit Selbstheilungskräften. „Banne das Böse aus deiner Mitte!“ (Dtn)

Und da sich die neuen Tage
Aus dem Schutt der alten bauen,
Kann ein ungetrübtes Auge
Rückwärts blickend vorwärts schauen.

(Dreizehnlinden: XVII. Des Priors Lehrsprüche von Friedrich Wilhelm Weber)

Gott ist an der Teschuwa der Heiden interessiert und schickt deshalb besonders Jeremia zu den Heiden. Auch die Erzfeinde Israels sollen die Chance zur Umkehr haben. Der Prophet wird herausgefordert zu Neuem: Eigentlich ist er als Prophet zuerst zu seinem Volk gerufen. Aber da wir Menschen alle miteinander verbunden sind, ist Gott nicht zufrieden, wenn Völker, die ER geschaffen hat, zugrunde gehen. Unser Glück hängt vom Glück der anderen ab: Jer.29,7: Suchet der Stadt Bestes, damit es euch gut geht.
Jeremia ist – wie Paulus – zu den Heiden gerufen. Ein Midrasch setzt die Völker gleich mit den Israeliten, die sich an die Götter der Völker anhängen, die auf das Niveau der Völker herabgefallen sind. Raschi übernimmt diese Deutung. > Selbstkritik der Juden an sich selbst.
Laut anderer Deutung dienen die Völker dazu, dass die Juden durch diese Predigt wachgerüttelt werden. Also spricht die Predigt gegen die Völker eigentlich die Juden an.
Warum gab es unter den Juden immer wieder diese Exzesse? Sie tragen die harte Last der Berufung, des Vorbild-Seins, die ihnen manchmal zu hart ist. Das Volk will vielleicht auch mal dazugehören, nicht immer anders sein. Selbstgerechtigkeit, die nach einem König ruft, wie ihn alle Völker haben.
Abraham erhält die Zusage, dass seine Nachkommen zahlreich wie Sand und wie Sterne sein werden. Sie können einerseits im Banalen, Irdischen verbleiben oder sich nach Gott ausstrecken. „Am ssegula“ = das Volk, das Gott für seine Mission erwählte. Alle abrahamitischen Nachfahren haben das Potential aufzusteigen, wenn sie die Tora beachten, oder abstürzen, wenn sie Gott vergessen und überheblich werden. Die Tora muss jeden Tag gelebt werden. Der Absturz ist riesig, denn je größer das Gebäude, das fällt, umso riesiger ist der Schaden. Wenn Juden ihre Leuchtkraft nicht leben, werden sie schlimmer als die Völker, denn sie haben das Wort Gottes in den Genen vom Berg Sinai. (Dt.32) Die Erwählung Israels ist keine Würde, sondern eine Bürde. (Pinchas Lapide) Gottes Liebe kann auch schmerzhaft sein, deshalb können sich Juden nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen. (Mi 8,6)

11 SEINE Rede geschah zu mir, es sprach: Was siehst du, Jirmejahu? Ich sprach: Eine Rute vom Zeitigreg, der Mandel שָׁקֵד [schaked], sehe ich. (,Einen Mandeltrieb sehe ich.‘) 12 ER sprach zu mir: Gut hast du gesehn, ja, zeitig rege שֹׁקֵד [schoked] ich mich über meiner Rede, sie zu tun.
Die Mandel (Shaked, die Aufpassende) ist die früheste Blüte, die sich am frühesten regt (shoked). Damit zeigt Gott Jeremia, dass die Situation pressiert. So ist Jeremia im Bilde, bevor er reden soll. Das erste Bild ist ein Naturbild, es ist eher beruhigend und wohltuend. Alles ist in göttlicher Ordnung. Alles, was geschehen wird, dient der neuen Blüte.

13 SEINE Rede geschah zu mir ein zweites Mal, es sprach: Was siehst du? Ich sprach: Einen Kessel sehe ich unterheizt, seine Vorderseite nordher voran.
Gott ist der fragende Gott. ER schenkt Jeremia zwei Zeichen. Das angenehme Zeichen kommt zuerst, während die Worte in V10 zuerst das Negative ausdrücken. Im Bild ist es umgekehrt, was einen Chiasmus bedeutet: Mit dem Guten des gesprochenen Wortes beginnt das Bild; am Ende steht das negative Bild, mit dem die wörtliche Rede begonnen hatte. Die Bilderwelt hat im Judentum eine nachrangige Bedeutung, denn das Wort Gottes ist zu hören! Aber diese Welt ist von Gott geschaffen und das gesamte Leben ist voll von der Präsenz Gottes. In der Natur der Mandel steckt eine frohe Botschaft. Jeremia ist gefordert, zu schauen und zu erkennen unter der Führung Gottes.
Der heiße und überkochende Kessel zeigt die Gefahr. Norden (Zafon) bedeutet: verborgen, Norden, weil dort die Sonne verborgen ist. Das Böse zeigt sein Gesicht oft nicht offen; es tarnt sich, verbirgt sich. Die Kinder Israel denken, dass der Synkretismus ihnen Hilfe gibt. Sie sehen nicht den Untergang, sondern orientieren sich an den Völkern und erkennen die Gefahr nicht. Sie ziehen einen Trugschluss, haben hier ihren blinden Fleck. Im Norden sitzen die Feinde Syrien und Babylonien.
Dtn 5,20 Schmelzofen Ägypten
Misrach = Osten; das Leuchtende
Ma‘araw = Westen; das Vermischte, Zwielicht, untergehend
Negbar = Süden; das Trockene (Negew); Darom = Süden von daram = bleiben, verharren

14 ER sprach zu mir: Von Norden her eröffnet sich das Böse über alle Insassen des Lands. 15 Denn, wohlan, ich berufe nordher alle Königtumssippen, ist SEIN Erlauten, daß sie kommen, daß sie geben jedermann seinen Stuhl vor die Öffnung der Tore Jerusalems, und wider all seine Mauern rings und wider alle Städte Jehudas.
Gott beruft auch die Heiden (Babylonier), um Gericht über Israel zu halten. Tore sind immer ein Gerichtsplatz. Gott ist es leid, all den Götzendienst und die Schandtaten in Israel zu sehen.
Drei Orte werden genannt, welche die Ernsthaftigkeit von Gottes Ansinnen zeigen und darin schon die große anstehende Transformation ankündigen.

16 Dann rede ich meine Gerichte מִשְׁפָּטַי [mischpati] an die, um all ihr Böses, daß sie mich verlassen haben, ließen aufrauchen anderen Göttern, warfen sich vor dem Gemächt ihrer Hände nieder.
Dass SEIN Volk sich vor Menschenwerk beugt, verletzt IHN, schmerzt IHN, aber deshalb, weil Menschen sich damit selber verletzten, sich selber schaden. Darum spricht ER seine Gerichte über sein Volk, denn Gottes Schmerz hat Konsequenzen.

17 Du aber gürte deine Hüften, stelle dich hin וְקַמְתָּ, rede zu ihnen alles, was ich selbst dir entbiete, – sei nimmer bestürzt vor ihnen, sonst bestürze ich dich vor ihnen!
Drei Aufgaben hat Gott für Jeremia: gürten, stehen, reden. Es ist ernst und nur so kann es zur Transformation kommen. Vgl. Eph. 6: Gürte dich! Steh auf! Stehe, damit du keine Angst hast, denn: Hiob3,25 Denn was ich fürchte, das kommt über mich, / wovor ich schaudere, das trifft mich. Sprich dein Vertrauen aus, denn was ich aussende, spürt mein Gegenüber. Zeige ich mich als ständiges Opfer oder stehe ich in meiner Gott gegebenen Stärke wie Josua 1,9:  Habe ich dir nicht geboten: Sei fest und unentwegt? So lass dir nicht grauen und fürchte dich nicht; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir auf allen deinen Wegen.
Wenn du dich auf Gott einlässt, hat die Angst keinen Raum mehr. Gott führt dich in die Weite. Vor nichts anderem sollst du Angst haben als vor der Angst, denn du sollst nicht der Angst vertrauen, dann überrollt sie dich. Nur das Vertrauen an Gott wird dich stehen und bestehen lassen. Es ist keine Schande, Angst zu haben, aber es ist eine Schande, sich an die Angst zu binden.
„Ich lasse dich an dem zerbrechen, an das du dich angstmäßig bindest.“

18 Ich, wohlan, ich gebe dich heut zur Festungsstadt, zur eisernen Säule, zu ehernen Mauern wider all das Land, den Königen Jehudas, seinen Obern, seinen Priestern, dem Volke des Lands:
Zu drei „Festungen“ macht Gott Jeremia. ER stärkt ihn gegen 5 Feinde (Gottes Eingreifen) mit unerschütterlicher Kraft. Jeremia wird zur befestigten Stadt Jerusalem. Die Addition der Zahlen ergibt 8 > Gottes Wort hat ewigen Charakter. Lässt man bei den Feinden das Land in der Zählung aus, ergibt sich die Universalität der Feinde, für die universelle Bedeutung von Gottes Wirken. 7 als Summe zeigt die Zeitlichkeit > das Maß ist voll, aber zeitlich begrenzt.

19 sie werden gegen dich kämpfen und werden dich nicht übermögen, denn ich bin mit dir אִתְּךָ [itcha], ist SEIN Erlauten, dich zu erretten [lehazilecha לְהַצִּילֶךָ].
Die Realität ist, dass man gegen Jeremia kämpfen wird. Jeremias Weg ist kein Spaziergang, aber niemand kann ihn besiegen, weil Gott mit ihm ist – immer!
Diese Rede ist eingebunden in: SEINE Rede und SEIN Erlauten. Jeremia ist ein Vorbild an Gesprächsbereitschaft mit Gott.
Kap 7 ist die Vorlage für die Tempelrede Jesu. Kap. 17,8 > Yuval; Heilung

Jeremia 2

11 hat je ein Volk seine Götter vertauscht, die nicht einmal Götter sind? Mein Volk aber hat seinen Ruhm vertauscht gegen das, was nicht hilft.
Die anderen Völker sind ihren Göttern treu, die nicht einmal Götter sind. Dabei hat Israel doch Gottes Führen in der Wüste erlebt hat.

13 Denn zwiefach hat mein Volk gefrevelt: mich hat es verlassen, den Quell lebendigen Wassers, und hat sich Brunnen gegraben, rissige Brunnen, die das Wasser nicht halten. Jer. 17,13.
Gott ist verletzt und äußert seine Gefühle.

18 Und jetzt, was hast du vom Weg nach Ägypten, des Schwarzflusses Wasser zu trinken? und was hast du vom Weg nach Assyrien, das Wasser des Stroms zu trinken?
Durch die vielen toten Kinder wurde der Nil schwarz (abgestorbene, schwarze Leichen). Warum verlassen die Kinder Israel sich auf diese Mörder ihrer Kinder? Nur der Pakt mit Gott kann Israel vor den Feinden retten. Koalition mit Heiden ist ein Fallstrick, da durch sie die Götzen mit ins Land geholt werden. Das führt zum Desaster. Für das Volk Gottes ist nur Gott der wahre Halt.

19 Züchtigen wird dich dein Böses, deine Abkehrungen werden dich strafen – so erkenns, so ersiehs: ja, bös und bitter wirds, daß du IHN, deinen Gott, verließest! Und nicht trat dich Furcht vor mir an, ist meines Herrn, SEIN des Umscharten Erlauten,
Nicht Gott bestraft sein Volk, sondern ihr Böses wendet sich gegen sie. Die Konsequenzen ihres Handelns werden sie zu spüren bekommen. Was euch fehlt, ist die Ehrfurcht vor Gott.

23 Wildesel, von der Wüste belehrt in der Gier seiner Seele, so schnappt sie nach Luft, – ihre Geilheit, wer könnte die umkehren machen! Alle, die sie suchen, brauchen sich nicht müde zu laufen, in ihrem Monde treffen sie sie,
Die Bibel zeigt das ganze Bild von Gott, wie er mit harten Worten Israel züchtigt und anprangert. Gott wird in seiner Klarheit gezeigt, wie er Schmerz und Liebe ausdrückt.

25 Wie ein Dieb zuschanden wird, wenn er betroffen wurde, so werden zuschanden die vom Haus Jissrael, sie, ihre Könige, ihre Obern, und ihre Priester und ihre Künder.
Gegen diese 4 dekadenten Gruppen bezog sich der 4fache Kahlschlag in 1,10. Es gibt unter den Priestern abtrünnige jüdische Priester und Baals- oder Astartepriester. Unter den Propheten gibt es die falschen Propheten. Alle Gruppen sind korrupt.

26 Zum Holz sprechend: Mein Vater bist du! und zum Stein: Du hast mich geboren! wandten sie ja den Nacken mir zu, nicht das Antlitz mehr, aber in der Zeit ihres Bösgeschicks sprechen sie: Steh auf und befrei uns!
Das Volk ist eben nicht „tamim“, nicht mit ganzem Herzen bei ihrem Gott! Gott reagiert in V27 mit Ironie:
V27 Und wo sind deine Götter, die du dir gemacht hast? sie sollen aufstehn, ob sie dich befreien können in der Zeit deines Bösgeschicks! in der Zahl deiner Städte waren ja deine Götter, Jehuda!V32 Wie gut richtest du deinen Weg, Liebschaft aufzusuchen! Dadurch hast du nun auch das Bösgeschick deine Wege gelehrt! Auch an deinen Kleidzipfeln noch betrifft man Blut dürftiger, unsträflicher Wesen, die du nicht beim Einbruch betrafst.
Du bist selber schuld an deinem Elend. Deine Wege haben gelernt von all deinem Bösen. Aber die Kinder Israel sind so sehr abgestürzt, dass sie ihre Falschheit und Bosheit gar nicht merken. Sie sind in ihrer Bigotterie gefangen. Gott reagiert auf ihre Falschheit mit Ironie und Spott. Das Gewand ist voller Blut vom Morden. Heute würde man sagen: Über Leichen gehen.
Gott nimmt seinem Volk den Tempel, weil sein Volk den Tempel als Alibi missbraucht. Sie opfern im Tempel sowohl dem Baal als auch der Astarte und dem Gott Israels. So wirr waren sie zu dem Zeitpunkt.

V35 Auch von dannen mußt du hinwegziehn, über deinem Kopf deine Hände, denn ER verwirft deine Sicherungen, nicht wirds dir mit ihnen gelingen. –
Gott hat alle Verbündeten verworfen. Sie können Israel nicht mehr helfen.

Jeremia 3

V2 Zu den Kahlhängen hebe deine Augen, sieh: wo bist du nicht beschlafen worden? An den Wegen ersaßest du sie, wie ein Steppenaraber in der Wüste. Da entartetest du das Land mit deiner Hurerei, mit deiner Bosheit,
Gottes Worte sind hart und zeigen die Untreue Israels wie die Untreue einer Hure.

V5 »Will auf Weltzeit er grollen, auf Dauer denn es bewahren?!« Wohl, so redest du, aber du tust weiter das Böse – und meinst zu übermögen?!
Die Ebene von Gott und Israel wird dargestellt wie ein Ehepaar, in dem die Frau fremd geht und sich nicht ändert, obwohl sie es immer wieder beteuert. Die Ehe ist etwas Heiliges. Ehebruch führt zu großen Verletzungen, die hier Gott gegen sein „Weib“ ausspricht.

V6 ER sprach zu mir in den Tagen des Königs Joschijahu: Hast du gesehen, was Frau Abkehr, Jissrael, tat? Da ging sie hin auf alljeden hohen Berg, unter alljeden üppigen Baum, dort hurte sie. V7 Ich sprach, nachdem sie all dies hatte getan: Kehre um zu mir! Sie aber kehrte nicht um. Das sah ihre Schwester, Frau Verrätrisch, Jehuda,
Aus der Tochter Israel wird „Frau Abkehr“. Sie hurt überall. Gott ist direkt. Südreich und Nordreich huren und trennen sich von Gott. Das Südreich lernt nicht von den Fehlern der andern. Gott ist nicht launisch, sondern selber zuverlässig, treu und verletzt. Es geht dem Gott Israels immer um Umkehr, die er immer wieder anbietet. Doch sobald es dem Volk gut geht, wendet es sich ab von seinem Gott.

V11 BRU   Weiter sprach ER zu mir: Bewahrheitet hat ihre Seele Frau Abkehr, Jissrael, eher als die Verrätrin, Jehuda.
ZUR   Und der Herr sprach zu mir: Israel, die Abtrünnige, hat sich gerechter gehalten als Juda, die Treulose. Hes. 16,51; 23,11.

Israel ist abtrünnig, hat aber keine Umkehr versprochen und damit nicht geheuchelt. Dagegen heuchelte Juda und verhielt sich so schlimmer als Israel.

V14 Kehret um, abgekehrte Söhne, ist SEIN Erlauten, denn ich bins, der sich euer bemeistert!  שובו בנים שובבים נאם יהוה כי אנכי בעלתי בכם
Wieder ruft Gott zur Umkehr. 6x ruft Gott allein in diesem Kapitel zur Umkehr! Gott ist der Meister (ba’al) seines Volkes. Warum laufen sie zu den Baalen? Gott ist doch ihr Ba’al = Herr, Ehemann. Er hat doch alles für sie getan.

V22 – Kehret um, abgekehrte Söhne, ich will eure Abkehrungen heilen. – Da sind wir, wir laufen dir zu, denn DU bists, unser Gott!    שובו בנים שובבים ארפה משובתיכם
In all den harten Worten kommt ein Wort der Liebe und Gnade vor. ER heilt sogar unser Fehlverhalten. Unser sündiges Verhalten sieht Gott als Krankheit, die ER heilen kann.

V23 Ja doch, lügnerisch war das von den Hügeln her, das Toben auf den Bergen, jedoch in IHM, unserm Gott, ist die Befreiung Jissraels!
Gott schaut in die Zukunft und sieht schon, dass sein Volk einsichtig wird und Buße tun wird, auch in den folgenden Versen:
V25 In unsrer Schande müssen wir liegen, unsre Schmach muß uns hüllen, denn an IHM unserm Gott haben wir gesündigt, wir und unsere Väter, von unsrer Jugend an und bis auf diesen Tag, nicht gehört haben wir auf SEINE, unsres Gottes, Stimme.

Jeremia 4

V2 Schwörst du dann: ER lebt! in Treue, in Recht, in Bewährung, werden Weltstämme mit ihm sich segnen, preisen werden sie sich mit ihm.
Emet  אמת> Treu gegenüber Gott; Recht = Mischpat משפט  und Bewährung = Zedaka  צדקהbeziehen sich auf Menschen. Wenn Menschen nicht die Ungerechtigkeiten untereinander in Ordnung bringen, nimmt Gott die Opfer seiner Kinder nicht an. Jesus ruft uns ebenso auf, unsere Opfer liegen zu lassen und erst Frieden mit den Menschen zu suchen. Gott kann uns den Weg zum Mitmenschen nicht ersparen; dafür ist ER nicht zuständig. Das Doppelgebot der Liebe nennt Jesus ebenso. Genauso das Gleichnis vom Acker  und der Saat unter die Dornen:
V3 Ja denn, so hat ER gesprochen zu der Mannschaft Jehudas und zu Jerusalem: Erackert euch einen Acker, säet nimmer unter die Dornen!

V4 Beschneidet euch IHM: tut die Vorhäute weg eures Herzens, Mannschaft Jehudas, Insassen Jerusalems, sonst fährt mein Grimm aus wie Feuer, zündet, und keiner kann löschen, wegen eures bösen Spiels.
Die Härtigkeit meines Herzens muss durch Veränderung meines Denkens und Handelns weggenommen werden. Diese Beschneidung betrifft Männer und Frauen. Die Beschneidung des Gliedes sagt noch nichts aus über die Beziehung zu Gott. Das sagt erst die Beschneidung des Herzens.
„arel“ bedeutet eigentlich eine Verformung, verkümmert. Mose empfindet seine Lippen als „vorhautig“, also verformt, sodass sein Sprechen behindert ist.
Früchte von Bäumen dürfen erst nach drei Jahren geerntet werden. Bis dahin ist der Baum noch „unbeschnitten“.
Bei der Beschneidung soll etwas weggenommen werden, damit etwas anderes zum Vorschein kommt. Die Früchte müssen ja wachsen; nichts muss weggeschnitten werden. Wenn das Herz beschnitten wird, kommt die Menschlichkeit zum Vorschein.
Bescheidung geht immer auf Gott hin. „Beschneidet euch IHM“. Manchmal muss etwas weggenommen werden und an mir geändert werden, damit das Leben wieder in Ordnung kommt.
Rö. 2 28Jude ist nicht, wer es nach außen hin ist, und Beschneidung ist nicht, was sichtbar am Fleisch geschieht,29sondern Jude ist, wer es im Verborgenen ist, und Beschneidung ist, was am Herzen durch den Geist, nicht durch den Buchstaben geschieht. Der Ruhm eines solchen Juden kommt nicht von Menschen, sondern von Gott.

Jeremia 7 – Die Tempelrede

1Die Rede, die zu Jirmejahu von IHM her geschah, es sprach:
2Tritt in das Tor SEINES Hauses, rufe dort diese Rede, sprich: Höret SEINE Rede, alles Jehuda, die ihr durch diese Tore kommt, vor IHM euch niederzuwerfen!
3So hat ER der Umscharte gesprochen, der Gott Jissraels: Bessert eure Wege und eure Geschäfte, und wohnen lasse ich euch an diesem Ort.

Gott beginnt mit einem einfachen Aufruf und dem Hinweis, dass ER zu seinem Wort steht, das Volk an seinem Ort wohnen zu lassen, wenn es auf ihn hört.

4Sichert euch nimmer mit den Reden der Lüge, dem Spruch: SEINE Halle, SEINE Halle, SEINE Halle ist das!
5Ja, bessert in Besserung ihr eure Wege und eure Geschäfte, tut Recht ihr, tuts zwischen jedermann und seinem Genossen, 6 bedrücket nicht den Gastsassen, die Waise, die Witwe, vergießet nimmer Blut des Unsträflichen an diesem Ort, geht anderen Göttern nicht nach, euch zum Bösen, 7dann will ich euch wohnen lassen an diesem Ort, in dem Land, das ich gab euren Vätern von Urzeit her und für Weltzeit.

An einem Ort, an dem Blut vergossen wurde, kann es kein Leben geben. Beispiel ist das Blut Abels, das zu Gott vom Ackerboden schreit. (Gen.4,10) Blut steht dort sogar im Plural, denn die Nachkommen Abels wurden mit umgebracht.

8Ihr aber, da sichert ihr euch mit den Reden der Lüge, den unnützen!
9Wie, stehlen, morden, buhlen, Lüge beschwören, dem Baal aufrauchen lassen, andern Göttern nachgehn, die ihr nicht gekannt habt, – 10dann wollt ihr herkommen, vor mein Antlitz treten in diesem Haus, über dem mein Name gerufen ist, wollt sprechen: Wir sind errettet! Um weiter all diese Greuel zu tun!
11Ist dieses Haus, über dem mein Name gerufen ist, in euren Augen zur Räuberhöhle worden? Wohl, auch ich selber sehe es so an, ist SEIN Erlauten.
12Ja, geht doch nach meinem Ort, der in Schilo war, wo vordem ich einwohnen ließ meinen Namen, und seht, was ich ihm getan habe wegen der Bosheit meines Volks Jissrael!

Schilo wurde zerstört; vgl. Joh.2,13-22 Die Tempelreinigung Jesu. Sein Eifer erinnert an Ps.69,10 Wenn Gottes Haus entweiht wird, ist Jesus nicht bereit zu schweigen.

13Und nun: weil ihr all diese Taten tut, ist SEIN Erlauten, als ich zu euch redete, Rede vom Frühmorgen an, hörtet ihr nicht, als ich euch anrief, antwortetet ihr nicht, 14will ich dem Haus, über dem mein Name gerufen ist, mit dem ihr euch sichert, und dem Ort, den ich euch und euren Vätern gab, so tun, wie ich Schilo habe getan, 15fortschleudern will ich euch von meinem Antlitz hinweg, wie ich fortschleuderte all eure Brüder, allen Efrajimsamen > Nordreich, das zerstört wurde.
16Du aber, bete nimmer für dieses Volk, erhebe nimmer für sie Flehen und Gebet, bedränge mich nimmer, denn ich will dich nicht hören. 17Siehst du nicht, was sie machen in den Städten Jehudas und in den Gassen Jerusalems?

18Die Kinder lesen Hölzer, die Väter entzünden das Feuer, die Weiber kneten Teig: um Gebildwecken zu machen für die Königin des Himmels! Und Güsse gießt man für andere Götter, mich zu verdrießen.
Selbst im Gebäck wurden Götzen für Götzen hergestellt. Die gesamte Familie war involviert. Unschuldige arbeiten mit dem Alltäglichen für das Böse, wie im Dritten Reich. Das Kind weiß nicht, was es tut, aber in diesem Fall dient es dem Bösen.

19Verdrießen sie mich, ist SEIN Erlauten, nicht sich selber nur, ihr Antlitz zu beschämen?!
20Darum, so hat mein Herr, ER, gesprochen, wohlan, mein Zorn, mein Grimm ergießt sich an diesen Ort, über den Menschen, über das Vieh, übers Gehölz des Feldes, über die Frucht des Bodens, zündet und lischt nicht.

Alle stehen unter dem Gericht, selbst das, was so unbeteiligt aussieht. Aber das Holz lässt sich benutzen für das Backen der Götzenopfer und so wird das Unschuldige mit schuldig.

21So hat ER der Umscharte gesprochen, der Gott Jissraels: Eure Darhöhungen häuft noch auf eure Schlachtmahle, daß ihr Fleisch zu essen habt!
Eine Darhöhung ist das, was zu Gott aufsteigen soll, mit dem die Herzen mit aufsteigen zu Gott. Das Wort „Opfer“ ist nur ein Hinlegen. Das ist nicht die Gabe für Gott nach jüdischem Denken.

22Denn nicht habe ich mit euren Vätern geredet, ihnen nicht geboten, am Tag, als ich sie aus Ägypten führte, Reden um Darhöhung und Schlachtmahl, 23sondern diese Rede habe ich ihnen geboten, sprach: Hört auf meine Stimme, dann werde ich euch zum Gott und ihr, ihr werdet mir zum Volk! gehet in all dem Weg, den ich euch gebiete, damit euch gut sei!
> Lev.26,12; Was Gott als erstes wollte, war die Einhaltung der Zehn Worte. Liebe deinen Nächsten! Das Hören steht über dem Sehen. Es ist das bekannte Schema שִׁמְע Israel.

24Aber sie wollten nicht hören, aber sie neigten ihr Ohr nicht, gingen in den Ratschlägen weiter, in der Sucht ihres bösen Herzens, sie wurden zu einem Rücken, nicht einem Angesicht mehr. 25Vom Tag, als eure Väter aus dem Land Ägypten fuhren, bis zu diesem Tag sandte ich all meine Diener, die Künder, zu euch täglich, Sendung vom Frühmorgen an. 26Aber sie horchten mir nicht, sie neigten nicht ihr Ohr, sie härteten ihren Nacken, übten Bösres als ihre Väter.
Hier liegt mittlerweile ein System vor, das nicht mehr zu heilen ist, ohne dass Tabula rasa gemacht wird.

27Redest du nun all diese Rede zu ihnen und sie horchen dir nicht, rufst du sie auf und sie antworten dir nicht, 28dann sprich zu ihnen: Dies ist der Stamm derer, die auf SEINE, ihres Gottes, Stimme nicht hörten, Zucht nicht annahmen, – die Treue ist verschwunden, aus ihrem Mund gerottet! 29 Schere dein Weihehaar ab und wirfs fort, auf den Kahlhöhn erhebe die Klage, denn verschmäht hat ER, verstoßen das Geschlecht seines Überwallens.
Das Schneiden des Barthaares war Zeichen der Trauer. Gott gibt Jeremia diesen Auftrag, damit seine Trauer dem Volk sichtbar wird.

30- Denn das in meinen Augen Böse taten die Söhne Jehudas, ist SEIN Erlauten, ihre Scheusale stellten sie auf in dem Haus, über dem mein Name gerufen ist, es zu bemakeln,
Jehuda steht für das Südreich. Das Volk betreibt Synkretismus, indem im Tempel Gottes Götzen von Astarte  und Baal aufgestellt wurden. Sie bringen ihre vorgeschriebenen Opfer und meinen, dass Gott damit zufrieden sein müsste. Das ist wie Ehebruch.
Synkretismus ist für den Betrüger ebenso schädlich wie für den Betrogenen, denn das Herz kann nicht ganz an einem Ort angekommen. Besonders die Liebe zu Gott soll mit ganzem Herzen sein, so wie die Liebe immer eine Ganzherzigkeit braucht. Ein Herz muss ankommen können.
Gott steigt aus diesem dysfunktionalen System aus, lässt den Tempel zerstören, damit durch dieses Ereignis ein Erwachen des Volkes möglich wird. Es braucht das Exil, damit das falsche Sicherheitsgefühl einbricht. Und wenn das Volk nicht selber zur Vernunft kommt, muss Gott die Krise aus Liebe zum Volk heraufführen.
Können oder wollen sie nicht umkehren? Erst wollen sie nicht, dann können sie nicht. Dtn.30,15-20 Ihr habt die Freiheit der Wahl!!! Wähle das Leben!!!

31und bauten die Kuppen des Ofenplatzes, des in der Schlucht des Sohns Hinnoms, im Feuer ihre Söhne und Töchter zu verbrennen, was ich nie hatte geboten, nie wars mir aufgestiegen im Herzen.
Gott hat ein Herz! Der Ofenplatz ist ein öffentlicher Verbrennungsplatz. Hinnom war eine kanaanäische Gottheit, dem Kinder geopfert wurden. Seit der Akeda (Bindung Isaaks, Gen. 22) ist das Opfern von Menschen ein Tabu und eine Verleumdung Gottes. Aus Gej Hinnom (Tal des Hinnom בְּגֵיא בֶן הִנֹּם) wurde das Gehenna, die katholische Vorstellung einer Hölle.

32Darum: wohlan, Tage kommen, ist SEIN Erlauten, dann wird man nicht mehr sprechen: Ofenplatz, Schlucht des Sohns Hinnoms, sondern: Schlucht des Würgens, begraben wird man im Ofenplatz, da sonst kein Raum ist.
Dieser Opferplatz wird zur Begräbnisstätte derer, die sie zuvor missbraucht haben.

33Zum Fraß wird der Leichnam dieses Volks dem Vogel des Himmels und dem Getier des Erdlands, und keiner scheucht auf. 34Verabschieden will ich aus den Städten Jehudas und aus den Gassen Jerusalems Stimme von Wonne und Stimme von Freude, Stimme von Bräutigam und Stimme von Braut, denn zur Ödnis wird das Land.
> Korrektur in Jer.30

Jeremia 20 – Psychogramm

1Als nun Paschchur Sohn Immers, der Priester, – der war Hauptverordneter in SEINEM Haus – Jirmejahu diese Rede künden hörte, 2 ließ Paschchur Jirmejahu, den Künder, schlagen, er ließ ihn in den Krummblock geben, den am obern Binjaminstor, das an SEINEM Haus ist. 3Am Nachmorgen dann wars, da ließ Paschchur Jirmejahu aus dem Block holen. Jirmejahu aber sprach zu ihm: Nicht Paschchur ruft ER deinen Namen, sondern Magor, Grauen, ringsum.
V3 Der Hohepriester Paschchur > Freiheit spendend; er wird negativ umbenannt in Magor > Grauen
V4 Babel > Gen.11: Verwirrung, durcheinander
Babel ist der Ort der Verwirrung, steht für Überheblichkeit im Äußeren, Größenwahn. Er steht für die Abwendung von Gott und für Entzweiung.  
Das Volk spricht zur Zeit Jeremias nicht mehr die Sprache Gottes. Mit diesem Bild zeigt Gott dem Volk wie in einem Spiegel den verlorenen und verworrenen Zustand und die innere Überheblichkeit. Geht in das Land, das in der jüdischen Tradition Symbol für Verwirrtheit und Überheblichkeit steht. Der Dankbare „Jehuda“ muss in das Gegenteil gehen, um sich zu läutern, denn er hat seine Dankbarkeit nicht gelebt.
Es schickt sich nicht, dass jemand undankbar ist, der Dankbarkeit in seinem Namen hat wie der Jude. Das jüdische Volk darf mit Gott im Bund sein und das Leben gestalten. Glaube beginnt im Herzen, nicht in der Äußerlichkeit.

6Und du, Paschchur, und alle Insassen deines Hauses, ihr geht in die Gefangenschaft, nach Babel wirst du kommen, und dort wirst du sterben und dort begraben werden, du und alle, die dich lieben, denen du in der Lüge hast künden lassen.
Die Ankündigung der Verschleppung nach Babel. Dort soll der Hohepriester sterben und begraben werden, was für einen Juden in Unglück ist.

7Betört hast du mich, DU, ich ließ mich betören, gepackt hast du mich, du hast übermocht. Ich bin zum Gelächter worden alletag, alles spottet mein. 8Ja, sowie ich reden will, muß ich schreien, Unbill! rufen und: Gewalt! zu Hohn ja und zu Posse ist SEINE Rede mir worden alletag. 9Spreche ich: Ich will ihn nicht gedenken לֹא אֶזְכְּרֶנּוּ (lo es’chrenu), nicht mehr reden mit seinem Namen, bleibts mir im Herzen wie ein sengendes Feuer, eingehegt mir im Gebein, ich erschöpfe mich es zu verhalten, ich vermags nicht.

vgl. V15: männlich = sachar bedeutet auch: gedenken. Jeremia will nicht mehr gedenken, aber in der Ankündigung seiner Geburt steckt schon das Konzept, dass er in seiner Männlichkeit erinnern muss.
V7-9: Jeremia spricht von seinen eigenen Gefühlen. Er wird verspottet und leidet darunter. Er kann das, was er sagen muss, nicht zurückhalten, obwohl er manchmal nicht mehr reden will. Jenseits aller Logik spricht er das aus, was Gott ihm aufträgt, obwohl er leidet und leiden muss. Was zu reden ist, ist in ihm wie ein Feuer.
Augustinus: „In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst.“
V9 Ich will nicht gedenken

10Ja, ich höre das Flüstern der Vielen, ein Grauen ringsum: Meldets! wir wollens melden! Was an Menschen mir im Friedensbund steht, die passen meinem Ausgleiten auf: Vielleicht wird er betört, dann übermögen wir ihn, nehmen an ihm unsre Rache!11Aber ER ist mit mir wie ein trotziger Held, drum müssen straucheln meine Verfolger und sie vermögen nichts, werden sehr beschämt, denn sie haben nichts ergriffen, – eine Weltzeit-Schmach, die nie vergessen wird.12DU Umscharter, bewährter Prüfer, der Nieren und Herz durchschaut! mag ich schaun deine Rache an ihnen, denn überwälzt habe ich dir meinen Streit.13Singet IHM, preiset IHN, denn er rettet des Bedürftigen Seele aus der Hand der Bösgesinnten.
V10 Die Gedanken seiner Feinde werden offen gelegt, die Jeremia loswerden wollen. Sie wollen seiner habhaft werden, ihn anklagen und aus dem Weg räumen. Vgl: Auch Jesus sollte bei der Obrigkeit verunglimpft werden.
V11 Gegen all diese Feinde steht Gott immer auf Jeremias Seite.
V12 Gott kennt Herz (Weisheit) und Nieren (Gefühle). Sünde entsteht im Herzen. Der Mensch muss den Ausgleich schaffen zwischen Herz und Nieren. Und so überlässt Jeremia die Rache Abrechnung/ Vergeltung (nekama נקמה – das gebeugte Recht wird wieder aufgerichtet; von lakum לקום) seinem Gott. Dtn.32, 35: MEIN ist die Vergeltung (Ausgleich) / Abrechnung. > 2. Kor.12, 5-10 Auch Paulus hat gelitten und erfuhr von Gott, dass durch seine Schwachheit sich Gott am ehesten zeigen kann. „MEINE Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ „… denn wenn ich schwach bin, bin ich stark.“
Ermordete von Auschwitz sprachen solche Zeugnisse vor ihrer Ermordung. Sie wollten Gott mit ihrem Tod verherrlichen. (al Kidusch HaSchem אל קידוש השם – für Gott in den Tod gehen, denn ER verantwortet alles.)
Um Gottes Willen macht Jeremia weiter. Er hat keinen Profit davon und hält das Leiden kaum aus. ABER: Jeremia liebt Gott.
V13 Aus dem Wissen heraus, dass Gott auf seiner Seite steht, kann Jeremia in den Lobpreis überleiten. Er kann IHN loben, weil Gott aus der Hand der Bösen errettet.

14Verflucht sei der Tag, an dem ich geboren bin! der Tag, da mich meine Mutter gebar, nimmer werde er gesegnet!
15- Verflucht sei der Mann, der meinem Vater brachte die Mär, sprach: Ein Kind, ein Sohn בֵּן זָכָר (Ben sacher) ist dir geboren!, hieß ihn sich freuen, sich freuen. 16 Jener Mann müßte werden wie die Städte, die ER umgestürzt hat und ließ sichs nicht leidsein! Geschrei müßte er hören am Morgen, Kriegsgeschmetter zur Mittagszeit! – 17Der mich nicht hat im Schoß sterben lassen, daß meine Mutter mein Grab blieb, in Weltzeit schwanger ihr Schoß! 18Warum doch bin aus dem Schoß ich gefahren, Pein zu schauen und Gram, daß in Schande meine Tage vergehen!

V14/15 „verflucht“ bedeutet: entsegnet, bedeutungslos, wie die Spreu verweht, haltlos in Ps.1
Jeremia sagt, der Tag seiner Geburt möge bedeutungslos gelten. Dieser Tag sei nicht gewichtig und segensvoll, sondern ohne jeden Segen.
Jeremia hat hiobische Züge, denn nur Hiob hat bisher den Tag seiner Geburt verflucht. Solange ein Mensch mit Gott in Beziehung steht, kann er vor Gott alles aussprechen, alles klagen. In seiner Not darf er auch Stimmungsschwankungen unterliegen. Not und Leiden beinhalten solche Schwankungen, denn sie unterliegen nicht einer Logik. Das menschliche Herz ist in verschiedenen Situationen zu Himmel hoch jauchzend und zu Tode betrübt. Jeremia ist ein Beispiel für menschliche Authentizität.
Vor den Menschen hält Jeremia seine Reden, aber vor Gott zeigt er seine Zerrissenheit und seinen Schmerz. Mose wollte seine Berufung ebenfalls ablehnen, aber Gott lässt ihn nicht los. Das geistig Ungeordnete darf vor Gott Raum bekommen.

Jeremia 29 – Brief an die Verbannten

597 v.d.Z. ist die erste Verbannungswelle, die zweite 582 v.d.Z.
Nebukadnezer will unter seiner Herrschaft Juden im Heiligen Land erhalten, damit diese ihm Tribut bezahlen. Die gebildete Elite verschleppte er nach Babylon. Vor der zweiten Welle paktierten die Übriggebliebenen mit den Ägyptern, die aber unzuverlässig waren. So ging das letzte jüdische Leben in Ägypten unter, wohin auch Jeremia verschleppt wurde.

1Dies sind die Worte des Briefs, den Jirmeja, der Künder, aus Jerusalem sandte an die überbliebnen Ältesten der Verschlepptenschaft und an die Priester und an die Künder – an alles Volk also, das Nebukadnezar aus Jerusalem nach Babel verschleppen ließ, 2nachdem aus Jerusalem ziehen mußten Jechonja, der König, und die Gebieterin, und die Kämmerer, die Obern von Jehuda und Jerusalem, und die Schmiede und die Plattner, –
Jeremia schrieb an die Verschleppten und versuchte bei ihnen zu bleiben, damit er sie erinnerte, sich nicht zu assimilieren während ihrer Integration in die Gesellschaft und die Gebote einzuhalten. Er ermutigt sie, auf das Ende des Exils zu vertrauen.

3durch die Hand Elassas Sohns Schafans und Gmarjas Sohns Chilkijas – die Zidkija, König von Jehuda, an Nebukadnezar König von Babel gesandt hatte – , nach Babel, um auszusprechen:
In der Bibel ist die Nennung des Vaters wichtig, da wir alle durch unsere Eltern geprägt werden. Wir sind das, was wir sind, durch unsere Altvorderen.

4 So hat ER der Umscharte, der Gott Jissraels, gesprochen: An alle Verschlepptenschaft, die ich aus Jerusalem nach Babel verschleppen ließ:
Jeremia legitimiert sich zu Beginn des Briefes, dass er die Wahrheit des Wortes Gottes weitergibt, denn seine Rede wird auch gegen falsche Propheten gerichtet.

5 Baut Häuser und siedelt, pflanzt Gärten und eßt ihre Frucht! 6 Nehmt Weiber und zeugt Söhne und Töchter, nehmt euren Söhnen Töchter und eure Töchter gebt Männern, daß sie Söhne und Töchter gebären, mehrt euch dort, mindern dürft ihr euch nimmer!
Im Exil sollen die Juden leben und wirken; sie sollen nicht Trübsal blasen. Sie sollten aktiv sein, sich nicht assimilieren, aber ihr Umfeld befruchten. Sie sollen sich nicht isolieren und in Gettos leben, sondern sich integrieren. Die Juden sollen lernen wieder zu leben. Auch in der Diaspora hat Gott einen Plan mit dem jüdischen Volk, das zum Licht für die Völker sein soll. Erst in späterer Geschichte wurden Juden durch Christen in Gettos verfrachtet.
Dieses Exil ist das erste, aus dem nicht alle zurückkehrten. Viele entschieden sich, dort zu bleiben. Juden dürfen als zweiten Pol ihrer Zugehörigkeit auch die Diaspora haben, wo sie sich wohl fühlen dürfen. Gott stellte eine gute Symbiose (Kooperation, Koexistenz) zwischen Babyloniern und Juden hergestellt.
Pumpedita und Nehardea sind die Orte in Babylon, wo Jeschiwot gegründet und der Talmud niedergeschrieben wurde. Dieser Talmud ist bis heute weltweit der maßgebliche Talmud. Die geistliche Intensität war im Exil tiefer als im sog. Heiligen Land. Als Kyros den Juden die Rückkehr erlaubt, bleiben viele dort und gründen neue Gemeinden. Die Elite der Gelehrsamkeit blieb hier, sodass es bis in die Zeit Jesu Austausch zwischen Palästina und Babylon gab. Die Entwicklung des Judentums wurde hier am meisten weitergebracht und bis heute geprägt. Ohne Babylon gäbe es dieses Judentum nicht. Auch das Judentum ab 70 n.d.Z. hätte ohne diese Vorleistung nicht überlebt, denn durch die Rabbiner in Babylonien entstand das „portative Vaterland“, wie Heine es nannte. Das Judentum konnte durch diese großen Männer im Herzen getragen werden. Fruchtbarkeit wurde auf diese Weise auch spirituell gelebt, weil sie den Gedanken Jeremias ernst nahmen.

V7  ודרשו את שלום העיר אשר הגליתי אתכם שמה והתפללו בעדה אל יהוה כי בשלומה יהיה לכם שלום׃
Und fragt dem Frieden der Stadt nach, dahin ich euch verschleppen ließ, betet für sie zu MIR, denn in ihrem Frieden wird euch Frieden sein.

Gott will das Gebet der Verstreuten, damit sie sich einsetzen für ihr Gastland. Es liegt im Auftrag der Juden, Zeugnis in der Diaspora zu sein. Das Gebet, auf das Gott nicht angewiesen ist, bringt den einzelnen Juden in den Einsatz für die Stadt und das Land. Gebet ist Tun! Dieses Gebet ist eine Verstärkung des abrahamitischen Segens in Gen.12, 3, den Abraham auf dem Weg ins neue Land bekommt und der für die ganze Welt gelten soll. Jeremia verkündet diesen Segen, der im heiligen Land ausgesprochen wird für das fremde Gastland.
Es gibt keinen „Privatfrieden“ für eine einzelne Gruppe, sondern nur für alle, die miteinander leben. Der wirkliche Frieden hat nichts mit Gewalt und Kuschen zu tun, nicht ein säkularer Frieden, sondern ein Schalom, in dem der eine Gott anerkannt wird, auch wenn andere nicht Juden werden müssen. Die Aufgabe ist nicht die Missionierung, sondern die Hinführung zu dem EINEN und zu den Wurzeln. Und wenn der König von Babel eine Idee vom EINEN Gott bekommt, kann er keinen Götzendienst vernichten. > Vgl. Daniel, der die Bekehrung des Belsazars gelingt, nicht zum Judentum, sondern zum einen Gott. Schalom kommt von „schalem = ganz“ und bedeutet integer, in Ganzheit mit sich selbst, mit Gott und seinem Umfeld.
In Amerika weht auf jeder Synagoge die amerikanische Flagge und es wird für die amerikanische Regierung und die Nation in jedem Gottesdienst gebetet. In GB wird für die Queen gebetet und in alten deutschen Gebetbüchern standen Gebete für den Kaiser. Für das Wohl der Nation zu beten, in der Juden leben, geht auf diesen Vers zurück.
Das Fragen nach dem Frieden der Stadt führt zur Aktivität für den Frieden. Überall waren Juden Philanthropen = Menschenliebhaber. In Frankfurt gibt es das „Philanthropin“, eine jüdische Schule. Die Stadt, in der Juden leben, soll in „Ganzheit“, intakt, integer, ohne Zerrissenheit leben und existieren.
Wegen ihres Einsatzes für Deutschland konnten Juden nicht verstehen, dass sie später vernichtet werden sollten.

V10 Ja, so hat ER gesprochen: Ja denn, erst wenn sich Babel siebzig Jahre erfüllten, ordne ich zu für euch, lasse über euch erstehn meine Rede, jene gute, euch an diesen Ort heimkehren zu lassen.
Die Zahl 70 gibt den Anhaltspunkt für die wahre Prophetie. Nichts anderes wird sich bewahrheiten. Sie stellt aber in auch in Aussicht, dass Gott die Rückkehr seines Volkes schon jetzt plant. Gott hat bereits in der Phase der Korrektur die Erlösung und Rückführung im Sinn. Die Zahl bedeutet einen abgeschlossenen Zyklus.

V11 כי אנכי ידעתי את המחשבת אשר אנכי חשב עליכם נאם יהוה מחשבות שלום ולא לרעה לתת לכם אחרית ותקוה׃
Denn ich, ich weiß die Planungen, die ich über euch plane, ist SEIN Erlauten, Planungen des Friedens, nicht zum Bösen mehr, euch Zukunft und Hoffnung zu geben
.
Selbst säkulare, russische Juden, die Chovevej Zion1881 in Rumänien gründeten und nach Israel einwanderten, beriefen sich auf diesen Vers und zitierten ihn in ihrer Literatur. Sie ließen sich in allem Elend der ersten Pioniere von diesem Satz ermutigen.
Gott denkt über das Exil hinaus. Es gibt eine Zukunft und eine Hoffnung. Dieses Exil ist nicht die Endstation.

12 Dann ruft ihr mich an, geht, betet zu mir, und ich will euch erhören, 13 dann verlangt ihr nach mir, und ihr werdet finden: wenn ihr mich mit all eurem Herzen sucht, 14 will ich mich von euch finden lassen, ist SEIN Erlauten. Ich lasse euch Wiederkehr kehren, ich hole euch zuhauf aus allen Stämmen, aus allen Orten, wohin ich euch versprengte, ist SEIN Erlauten, ich lasse euch heimkehren an den Ort, woher ich euch habe verschleppen lassen. 15 Ihr sprecht ja: Erstehn ließ ER uns Künder nach Babel!
Die große Verheißung kommt inmitten der Nacht, und in der Not scheint schon das Licht.

16Ja denn, so hat ER gesprochen von dem König, der auf Dawids Stuhle sitzt, und von allem Volk, das in dieser Stadt sitzt, euren Brüdern, die nicht mit euch in die Verschleppung zogen, 17so hat ER der Umscharte gesprochen: Nun sende ich aus wider sie das Schwert, den Hunger, die Seuche, ich gebe, daß sie werden wie die aufgeplatzten Feigen, die nicht gegessen werden können vor Schlechtigkeit, 18ich jage ihnen nach mit dem Schwert, mit dem Hunger, mit der Seuche, ich gebe sie zum Popanz für alle Königreiche der Erde, zum Droheid, zum Erstarren, zum Zischeln, zum Hohn unter allen Stämmen, dahin ich sie versprengte, – 19dafür, daß sie auf meine Rede nicht hörten, ist SEIN Erlauten, da ich zu ihnen meine Diener, die Künder sandte, Sendung vom Frühmorgen an, ihr aber hörtet nicht, ist SEIN Erlauten.
Diese Nachricht gilt für diejenigen, die nicht verschleppt wurden. Auch sie erhalten ihre Abrechnung. Und beide Gruppen müssen übereinander informiert werden. Keiner kommt um die Abrechnung herum.

19 dafür, daß sie auf meine Rede nicht hörten, ist SEIN Erlauten, da ich zu ihnen meine Diener, die Künder sandte, Sendung vom Frühmorgen an, ihr aber hörtet nicht, ist SEIN Erlauten.
Das Hören ist im Judentum besonders wichtig, denn das Sehen ist trügerisch. Der Mensch sieht nur, was vor Augen ist. Am Sinai hört das Volk den unsichtbaren Gott, der nicht will, dass Menschen sich ein Bildnis machen. Nur das Hören auf Gott im Herzen führt zu IHM. Die Stimme spricht Bände und lässt ins Herz sehen. Es ist nicht leicht, auf den transzendenten Gott zu hören, aber es ist möglich, im Inneren Bilder entstehen zu lassen: Dtn.6,4  Höre, Jisraël! Der Ewige ist unser Gott; der Ewige ist Einer.
Rilke: Höre auf und höre hin!
Die Anatomie zeigt schon, dass wir unsere Augen verschließen können, nicht aber unsere Ohren. Das Hören erfordert volle Konzentration und Mitdenken.

21 So hat ER der Umscharte, der Gott Jissraels, gesprochen: Von Achab Sohn Kolajas und von Zidkijahu Sohn Maassejas, die euch mit meinem Namen Lüge künden: wohlan, ich gebe sie in die Hand Nebukadrezars Königs von Babel, daß er sie vor euren Augen erschlage.
Achab = Gott Vater ist mein Bruder oder: im Bruder sehe ich Gott Vater
Kolaja = die Stimme Gottes; durch ihn soll man Gottes Stimme hören können
Zidkijahu = Gott ist Gerechtigkeit; er soll ein Spiegel der Gerechtigkeit Gottes sein
Ma’asseja = Gottes Tat

V23 ען אשר עשו נבלה בישראל וינאפו את נשי רעיהם וידברו דבר בשמי שקר אשר לוא צויתם ואנכי הוידע ועד נאם יהוה׃    weil sie Schändliches taten in Jissrael, buhlten mit den Weibern ihrer Genossen, redeten Lügenreden mit meinem Namen, was ich ihnen nicht hatte entboten – ich aber bin der Wissende und der Zeuge, ist SEIN Erlauten.
Gott ist der Wissende und Zeuge. Zeuge (ed עֵד) kommt von lada’at לדעַת = erkennen. Wer etwas weiß, kann es bezeugen. Wer Gott kennt, muss IHN bekennen.

26Gegeben hat ER dich als Priester an den Platz Jejohadas, des Priesters, damit in SEINEM Haus Verordnete seien wider alljeden einherrasenden מְשֻׁגָּע (meschuga), einherkündenden Mann, daß du den in den Krummblock und in den Halszwang gebest, – 27jetzt also, warum verschiltst du nicht Jirmejahu den Anatotiter, der euch einherkündet?!
„einherrasen“ ist ein Zustand eines Propheten, wenn er in außersinnlichen Verzückungszuständen und damit unter Kontrollverlust war.

31 Sende an alle Verschlepptenschaft den Spruch: So hat ER von Schmaja dem Nechelamiter gesprochen: Weil euch Schmaja gekündet hat, da ich, ich ihn nicht gesandt hatte, ließ an Lüge euch sicher werden, 32 darum, so hat ER gesprochen, wohlan, ich ordne es zu Schmaja dem Nechelamiter und seinem Samen: nicht wird ihm ein Mann bleiben, siedelnd inmitten dieses Volks, nicht wird er das Gute sehn, das ich meinem Volke tue, ist SEIN Erlauten, denn Abwendiges hat er wider MICH geredet.
Gott rechnet mit den falschen Propheten ab, auch wenn er dem Volk ermutigende Zusagen gibt. Das böse Tun öffnet die Tore des Bösen, während das gute Tun die Tore des Guten geöffnet werden. Das eigene Handeln ruft die Konsequenzen hervor, die Gott zulässt. Das Böse in der Welt kann sich nur ausbreiten, wenn wir ihm die Tore dazu öffnen. Das tun wir, wenn wir die Quelle des lebendigen Wassers verlassen. Gib vielmehr dem Guten Raum, indem du „tamim“ (= ganz, whole hearted) mit Gott gehst. Das Gute ist letztendlich stärker als das Böse. Das Gute wartet auf  uns, aber es ergießt sich nicht von selbst.
Talmud: Die Welt Gottes ist ein Spiegel der Welt unten. Die Welt oben reagiert auf das Handeln in der Welt unten. So ist alles ständig im Austausch. Alles hat Folgen, auch unsere Gedanken.

Jeremia 31

1Zu jener Zeit, ist SEIN Erlauten, werde ich zum Gott allen Sippschaften Jissraels, und sie werden mir zum Volk.2So hat ER gesprochen: Gefunden hat Gunst in der Wüste das Volk, die dem Schwerte entrannen, – geh auf seinen Rastbefehl zu, Jissrael 3 fernher gibt sich ER mir zu sehen! – und mit Weltzeit-Liebe liebe ich dich, darum erstrecke ich dir die Huld.
Gott liebt sein Volk mit ewiger Liebe. Diese Liebe ist unkündbar! Ohne diese Liebe gibt es kein Juden- und kein Christentum. Darum folgen Trostworte über Trost- und Heilungsworte.

4Wieder will ich dich erbauen, daß du auferbaut bist, Maid Jissrael, wieder schmückst du mit Pauken dich und fährst aus in der Spielenden Reigen,5wieder pflanzest Weingärten du auf den Bergen Samarias, Pflanzer pflanzen und dürfen auch schon genießen.6Ja, es west ein Tag, da rufen Wächter im Gebirg Efrajims: Macht euch auf, steigen wir den Zion hinan, zu IHM unserm Gott!7Ja, so hat ER gesprochen: Jubelt Freude Jaakob zu, jauchzt den Weltstämmen zuhäupten, lassets hören, preiset, sprecht: Befreit hat ER sein Volk, den Überrest Jissraels!8Wohlan, aus dem Nordland lasse ich sie kommen, hole zuhauf sie von den Flanken der Erde, unter ihnen Blinde und Lahme, Schwangre und Gebärende zumal, – eine große Versammlung, kehren hierher sie zurück.
Efraim (= Doppelfrucht) bezieht das Nordreich mit ein, Jakob und Israel meinen immer das gesamte Volk.

9 Mit Weinen werden sie kommen, mit Gnadenrufen leite ich sie, gängle sie zu Wasserbächen, auf ebenem Weg, darauf sie nicht straucheln. Denn zum Vater bin ich Jissrael worden, mein Erstling ist Efrajim.
Gott ist Vater seines Volkes, vgl. Mal.2,10. Gott war schon immer Vater Israels, aber es wird am Ende der Zeit sichtbar. Auch die Völker sollen diese Botschaft hören >

V10 Weltstämme, hört SEINE Rede und meldets den Küsten der Ferne, sprecht: Der Jissrael worfelte, holt es zuhauf, hütets wie der Hirt seine Herde, … 13 Dann freut die Maid sich im Reigen, Jünglinge und Alte zumal: Ich wandle ihre Trauer in Wonne, ich tröste sie, nach ihrem Gram erfreue ich sie.
Maid ist eine junge Frau, keine Jungfrau! ER wandelt Weinen in Wonne!

14 Der Priester Seele erfrische ich mit Mark, mein Volk sättigt sich meiner Guttat, ist SEIN Erlauten.
Es wartet nur noch Gottes Gute auf das Volk, Fülle in allem du für alle (V8: Blinde und Lahme, Schwangere und Gebärende).

15So hat ER gesprochen: Eine Stimme ist in Rama zu hören, ein Wehgesang, ein Weinen der Bitternis. Rachel verweint sich um ihre Söhne, weigert, sich trösten zu lassen um ihre Söhne, ach, keiner ist da!16So hat ER gesprochen: Wehre deiner Stimme das Weinen, deinen Augen die Träne, denn es west ein Lohn deinem Werk, ist SEIN Erlauten, aus dem Feindesland kehren sie heim,
Rachel = Mutterschaf; im Bild ist sie die Mutter der Nation, die alle beieinander halten will. Sie gilt als über die Zeit hinaus Trauernde. Sie verkörpert die Rückkehr aus dem Exil, denn sie stirbt auf dem Weg zurück nach Israel und muss vor Bethlehem (Ramat Rachel) begraben werden. Sie verkörpert die Ambivalenz zwischen Leben und Tod sowie zwischen Exil und Rückkehr. Somit ist sie dem jüdischen Volk so nah und Mutter des Volkes.
Gott tröstet sie und wird somit ein „Nehemia = Tröster“.
Dieser Vers soll im modernen Israel Trost sein für die Hinterbliebenen von gefallenen Soldaten, denn der Tod hat nicht das letzte Wort.

17 eine Hoffnung west deiner Zukunft, ist SEIN Erlauten, Söhne kehren in ihre Gemarkung. 18Gehört, gehört habe ich, wie sich schüttelnd Efrajim klagt: – Du hast mich gezüchtigt, und ich empfing die Zucht wie ein ungelehriges Stierkalb, kehren lasse mich nun, daß ich umkehren kann, DU bist ja mein Gott!19Ja, nach meiner Abkehr habe ichs mir leidsein lassen, nachdem mir kundward, klatschte ich mich auf die Lende, ich schämte mich, ich war gar verzagt, denn meiner Frühe Schmach muß ich tragen.
Efraim kehrt um, zeigt sich einsichtig, dass es die Zucht durch Gott erfahren musste.

20 – Ist mir denn Efrajim ein so teurer Sohn oder ein Kind des Ergötzens Liebhabens?! Wie oft ich ja wider ihn rede, muß ich sein denken noch, denken. Drum wallt ihm mein Eingeweid zu, ich muß sein mich erbarmen, erbarmen, ist SEIN Erlauten.
Gott ist ein barmherziger Gott, der alles wieder gut macht, was ER als Erziehungsmaßnahme seinem Volk zumuten musste. Selbst in der größten Härte ist Gott der liebende Gott, voller guter Gedanken an uns! Menschen in den Gaskammern erlebten, dass sie nicht verlassen waren.

21Stelle Meilensteine dir auf, setze Gemerke dir hin, richte dein Herz auf die Straße, den Weg, den du gegangen warst, kehre wieder, Maid Jissrael, kehre wieder zu diesen deinen Städten!
Auf dem Weg, den sie ins Exil gehen mussten, werden sie zurückkehren. Sie werden diesen Weg erkennen können.

22 Bis wann willst du dich spröde gehaben, abkehrige Tochter du! – Ein Neues ja schafft nun ER auf Erden: das Weib muß umwandeln den Mann. –
Die Frau tanzt um den Mann bei den Hochzeitsgesängen. Es gibt wieder Freude geben. Es gibt wieder den Gesang von Braut und Bräutigam!

V23 So hat ER der Umscharte gesprochen, der Gott Jissraels: Noch wird man diese Rede sprechen im Land Jehuda, in seinen Städten, wann ich ihnen Wiederkehr kehren lasse: Segne dich ER, Wahrhaftigkeitstrift, Berg der Heiligkeit! 24Siedeln werden darin Jehuda und all seine Städte zumal, Bauern und die ziehn mit der Herde. 25 Ja, die ermattete Seele erfrische ich, fülle alle schmachtende Seele.
Fülle, Frische

26  Darüber heißts: Ich erwachte, ich sah mich um, da erst wurde süß mir mein Schlaf. – 27Wohlan, Tage kommen, ist SEIN Erlauten, da besame ich Haus Jissrael und Haus Jehuda mit Samen von Menschen und Samen von Vieh.
Hier kommen Nord- und Südreich wieder zusammen.

28 Es soll geschehn: wie ich zeitig mich regte über ihnen, auszureuten, einzureißen, abzuschwenden, niederzuschleifen, böszutun, so will ich zeitig mich regen über ihnen, zu bauen, zu pflanzen, ist SEIN Erlauten.
Rückbindung an Jeremia 1, denn jetzt geht es um Bauen und Pflanzen. Hier schließt sich der Kreis.

30 Sondern – um eigne Schuld stirbt der Mann – : jeder Mensch, der Herlinge (saure Trauben) ißt, dem werden stumpf die Zähne.
Jeder Mensch ist für seine eigene Schuld verantwortlich. Die Einsicht wird so groß sein, dass die Söhne die Fehler der Väter nicht wiederholen werden.

31 Wohlan, Tage kommen, ist SEIN Erlauten, da schließe ich mit Haus Jissrael und mit Haus Jehuda einen neuen erneuerten Bund. 32 Nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vätern geschlossen habe am Tag, als an der Hand ich sie faßte, sie aus dem Land Ägypten zu führen: daß sie selber diesen meinen Bund trennen konnten, – und war ichs doch, der sich ihrer bemeistert hatte, SEIN Erlauten. 33 Denn dies ist der Bund, den ich mit dem Haus Jissrael schließe nach diesen Tagen, ist SEIN Erlauten: ich gebe meine Weisung in ihr Innres, auf ihr Herz will ich sie schreiben, so werde ich ihnen zum Gott, und sie, sie werden mir zum Volk. 34 Und nicht brauchen sie mehr zu belehren jedermann seinen Genossen, jedermann seinen Bruder, sprechend: Erkennet IHN! Denn sie alle werden mich kennen, von ihren Kleinen bis zu ihren Großen, ist SEIN Erlauten. Denn ihren Fehl will ich ihnen verzeihen, ihrer Sünde nicht mehr gedenken.
Der Bund ist ein erneuerter Bund, denn der Bund des Moses ist nicht abgeschafft! Der Bund wird ins Innere, ins Herz gelegt und nicht mehr nur im Äußeren bleiben. Es wird eine innere Reinigung geben, sodass der Jude nicht mehr sündigen kann. Inhaltlich ist der Bund nicht neu, sondern formal, weil sich alles  im Herzen abspielt. Die Ideen der Sünde werden absurd sein. Jeder Jude wird seinen Gott erkennen.
Das Volk bleibt erhalten. Der Bund mit Israel und Juda wird erneuert. Da gibt es keine Zielgruppenveränderung, keine Nichtjuden! Alle werden den EINEN Gott Israels erkennen, ohne dass jemand belehrt werden muss. Die gigantische Erkenntnis wird alle Menschen erfüllen, sodass man in Liebe einander begegnen kann.
In den folgenden Versen gibt es einen Bund mit der Natur.

35So hat ER gesprochen, der die Sonne zum Licht gibt bei Tag, nach Satzungen, Mond und Sterne zum Lichte bei Nacht, der das Meer emporwinkt, daß seine Wellen toben, sein Name ER der Umscharte: 36 Könnten diese Gesetze mir vorm Antlitz je schwinden, ist SEIN Erlauten, dann nur könnte Jissraels Samen aufhören ein Stamm zu sein mir vorm Antlitz alletag. 37 So hat ER gesprochen. Könnten gemessen je werden die Himmel droben, könnten durchspäht je werden die Erdgründe drunten, dann nur könnte ich verwerfen allen Samen Jissraels um alles, was sie getan haben, ist SEIN Erlauten.
Israel kann NIE verworfen werden, denn Gott ändert ja auch die Natur nicht! Trotz Pogromen, trotz Züchtigung ist die gesamte Natur Zeuge dafür, dass Gott SEIN VOLK NIE VERWIRFT! Diese Sätze haben Christen 2000 Jahre nicht verstanden. Ebenso haben sie Paulus nicht verstanden, der gesagt hat, dass Gott sein Volk nicht verworfen hat.

38 Wohlan, Tage kommen, ist SEIN Erlauten, da wird MIR die Stadt wiedererbaut vom Turm Chananel bis zu dem Ecktor,
Chananel ist nicht zu verorten, bedeutet aber: die Gnade Gottes.

39ihm gegenüber ausfährt die Meßschnur weiter zum Hügel Gareb, wendet sich hin nach Goa. 40Und all das Tal – die Äser und die Fettasche – , alle Fluren bis zum Bach Kidron, bis zur Ecke des Roßtors nach Osten, geheiligt ist das dann MIR, nie wird es gereutet, nie wird es geschleift in Weltzeit.
Orte um Jerusalem herum sollen gereinigt werden. Und das Heilige wird weit über den Tempel hinausgehen. Kidron von kadar = schmutzig; Schwarzbach. Das Dunkle und Schmutzige soll weggenommen werden, und zwar bis in alle Ecken. Und jetzt kommt die Sanierung. Jede Zerstörung führt zum Aufbau, denn:
Gott liebt sein Volk auf ewig.