Protokoll eines Jesaja-Seminars

Von meiner kundigen, „künden“ Gattin Debora (Ri. 4) zu den Kapiteln 1, 2, 6, 7, 9, 40, 43, 55
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Einleitung Prophet

Propheten sind das Sprachrohr Gottes. Das griechische Wort Prophet heißt allerdings eher, etwas wahrsagen. Das hebr. Wort Navi ist ein Künder, ein Mahner, ein Korrektiv, ein Warnender im Auftrag Gottes. Er soll die Menschen aufrütteln und warnen vor den Konsequenzen ihres Fehlverhaltens. Er weist in die Zukunft, sowohl im Guten wie im Bösen. Er kündet immer aus der Beziehung zu Gott. Der Navi ist ein Visionär.
Der Navi unterliegt keiner Zensur, im Gegensatz zu Königen, Priestern und Richtern. Ein Navi redet und tut das, was Gott ihm sagt. Hosea musste sogar eine Hure heiraten. Die harten Worte darf er jedem sagen, dem König, dem Priester und dem Richter. Er darf all diesen „Beamten“ die Leviten lesen. Er gehört nur der „Gottespartei“ an, ist also unparteilich. Seine Botschaften sind unbequeme, unangenehme Wahrheiten. Die meisten Propheten wollen gar nicht Navi sein. Sie leben im Zwiespalt, wenn Gott sie anspricht und beruft. Aber der Navi kann sich nicht entziehen, weil die Berufung ins Innere geht. Der echte Navi ringt mit sich und Gott, lässt uns teilhaben an seinen Zweifeln und Ängsten, die er überwinden muss. Er durchlebt Entbehrungen, lässt die Bequemlichkeiten des Lebens hinter sich, lässt jeden materiellen Status hinter sich, um sich auf die Seite Gottes zu stellen. Auch das familiäre Leben ist sehr eingeschränkt.
Der Navi steht treu zum Wort Gottes und ist durchlässig für Gott. Er macht sich unbeliebt bei Menschen und beliebt bei Gott. Der Navi erhebt keinen Absolutheitsanspruch. Ein Prophet erhebt solche Ansprüche, denn er verkündet Orakel, die umgesetzt werden müssen.
Auch Jesus weist ebenfalls auf unangenehme Wahrheiten hin, wenn er sich fragt, wie lange er sich über den Ungehorsam seiner Mitmenschen ärgert.

Die falschen Propheten führen kein integres Leben, genießen Ansehen und Äußerlichkeiten.

48 Neviim sind in der jüdischen Tradition bekannt. Abraham war der erste Navi. Außerdem gibt es 7 Neviot: Hanna, Miriam, Abigail, Debora, Ester, Hulda, Sara (gleichberichtigt mit ihrem Mann). Die Gattinnen der Neviim heißen auch Neviot, ohne selber Nevia zu sein.

Bubers Übertragung der Schrift

Die Bibel wurde mündlich tradiert, weshalb das Wort wichtig ist. Das Wort ist somit inwendig, während die Bibel in der Verschriftlichung auswendig vorliegt. Darum teilt Buber seine Übertragung der Schrift in Atemeinheiten ein (Colometrie). Buber will die Worte des Hebräischen und den Klang der hebräischen Sprache nachempfinden.
Die hebräische Sprache ist sehr kompakt. Das will Buber durch Neuschöpfung von Worten hörbar machen: er gastete, er priesterte, er königte, er amtete. Subjekt und Tätigkeit verschmelzen.

Einleitung Jesaja

Lieblingsprophet Jesu, er zitiert nach Tora und Psalmen ihn am häufigsten. Beide tragen denselben Namen: Jeschajahu = Gott rettet. Für beide ist es Programm, dass Gott ihr Erlöser, Heiland, …ist.

Name der Gedenkstätte Jad Vaschem steh in Jes.56, 5 ונתתי להם בביתי ובחומתי יד ושם טוב מבנים ומבנות שם עולם אתן לו אשר לא יכרת׃ = ihnen gebe ich in meinem Haus, in meinen Mauern ein Handzeichen, ein Namensmal, besser als Söhne und Töchter, jedem gebe ich ein Namensmal für Weltzeit, das nie ausgerodet wird.

Jesaja ist ein sehr bodenständiger Prophet, im Gegensatz zu Hesekiel, der sehr scharfzüngig ist. Jesaja spricht mit den Königen (Hofprediger/ Hofprophet) und mit dem Volk. Er hält Kontakt mit den Königen des Südreiches, denn er will sie an ihre Verfehlungen mahnen. Jesaja kommt aus der Aristokratie, denn mit Königen steht er auf du und du. Amoz = der Mutige. Er war der Bruder des Königs Usijahu (2. Chron.) Das zeigt die Verwandtschaft  des Jesaja. Aber als Navi ist er bereit, auf alles zu verzichten.
Jesaja ist ein nüchterner, souveräner Prophet und geht nicht so stark in der Leid seines Volkes hinein. Jeremia kann zwischen seinem eigenen Leid und dem Leid seines Volkes nicht unterscheiden, weil er sein Volk so liebt. Jesaja verkündet Freude und sieht das Licht am Ende eines jeden Tunnels, wenn er harte Strafen ankündigen muss (Untergang des Nordreiches 722v.d.Z. > Exil nach Assyrien, König Salmanasse, der die 10 Stämme deportiert und das Land zerstört). Entsprechend benutzt er häufig die Metapher „Licht“ und bleibt dabei nüchtern, gerät nicht in Ekstase.
Jesaja lebt in einer konfliktreichen Zeit politischer Spannungen, in der Israel in einem Zustand der Orientierungslosigkeit ist. Er ist ein „Navi“ = Künder. Er stammte aus Jerusalem. Da er Künder sowohl für das Süd- wie das Nordreich war, ist auch sein Prophetenbuch so lang. Er warnte das Nordreich vor dem anstehenden Exil, dann auch vor der Zerstörung des Nordreichs 587v.d.Z. durch die Babylonier. Er gibt sein ganzes Herz, um das Volk zu warnen. In allem ist er bereit, sein Blut zu geben sowohl für die harten Worte als auch für die Tröstungen. Alle 66 Kapitel gehören nach der jüdischen Tradition zu Jesaja. Es gibt keine Dreiteilung wie in der historisch-kritischen Theologie.
Jesajas Schüler waren Amos, Micha und Hosea. Neviim (Plural von Navi) haben immer Schüler, aber das Amt des Navi wird nicht vererbt wie das Königs- oder Priesteramt. Der Navi wird von Gott durch seinen Geist berufen, Richter werden vom Volk gewählt. Jesaja reflektiert die Kriege aus den Büchern der Könige und der Chronik.

Jesaja hat viele Visionen.
1,1 Schauempfang Jeschajahus Sohns des Amoz, den er über Jehuda und Jerusalem empfing in den Tagen Usijahus Jotams Achas‘ Chiskijahus, Könige von Jehuda.
חֲזוֹן יְשַׁעְיָהוּ בֶן אָמוֹץ אֲשֶׁר חָזָה עַל יְהוּדָה וִירוּשָׁלִָם בִּימֵי עֻזִּיָּהוּ יוֹתָם אָחָז יְחִזְקִיָּהוּ מַלְכֵי יְהוּדָה

2,1 NHTS   Das Wort, das Jescha’jahu, Sohn Amoz‘, geschaut über Jehuda und Jeruschalaim
הַדָּבָר אֲשֶׁר חָזָה יְשַׁעְיָהוּ בֶּן אָמוֹץ עַל יְהוּדָה וִירוּשָׁלִָם

Wenn der Vater Amoz so stark erwähnt wird, kann davon ausgegangen werden, dass auch der ein Navi war. Jesaja kommt aus einer Tradition, Visionen  zu haben. Amoz = der Wagemutige, Vorwärtspreschende, Durchhaltender. (So nannte Paulus auch seine traditionelle Linie in Apg.23,6: Pharisäer, Sohn von Pharisäern). Es wird angenommen, dass der Vater Amoz verwand war mit einem König, sodass er aus königlichem Haus kam.

Die Frage ist, wie kann er ein WORT schauen? Wenn der Prophet in der „Verzückung“ ist, sind die Sinne nicht eindeutig getrennt. Schauempfang ist eine intensive Begegnung mit Gott und spricht alle Sinne an, überhöht die Sinne. Es ist alles auf einmal da. Das ist ein Zeichen für den Navi, dass er sich nicht etwas einbildet, sondern dass Gott spricht. Dawar  דָּבָר (griech: logos) heißt auch: Sache, Geschehen. So entstehen u.U. diese Metaphern des Sprachrohrs Gottes. Oft können die Propheten nicht mehr stehen und fallen um. > Synästhesie.
דָּבָר Dawar heißt mehr: Wort, Sinn, Kraft, Tat, Offenbarung > Gott spricht in mein Leben, legt Kraft in sein Wort, sodass es mich verwandelt, mich neu schafft (Neuschöpfung und Transformation). Deshalb bekommt er in Jes. 6 die Kohle, die diese Verwandlung sichtbar und fühlbar macht.

Exkurs Faust Kap.6: Studierzimmer

Doch dieser Mangel läßt sich ersetzen,
Wir lernen das Überirdische schätzen,
Wir sehnen uns nach Offenbarung,
Die nirgends würd’ger und schöner brennt
Als in dem Neuen Testament.
Mich drängt’s, den Grundtext aufzuschlagen,
Mit redlichem Gefühl einmal
Das heilige Original
In mein geliebtes Deutsch zu übertragen,

(Er schlägt ein Volum auf und schickt sich an.)

Geschrieben steht: »Im Anfang war das Wort!«
Hier stock ich schon! Wer hilft mir weiter fort?
Ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen,
Ich muß es anders übersetzen,
Wenn ich vom Geiste recht erleuchtet bin.
Geschrieben steht: Im Anfang war der Sinn.
Bedenke wohl die erste Zeile,
Daß deine Feder sich nicht übereile!
Ist es der Sinn, der alles wirkt und schafft?
Es sollte stehn: Im Anfang war die Kraft!
Doch, auch indem ich dieses niederschreibe,
Schon warnt mich was, daß ich dabei nicht bleibe.
Mir hilft der Geist! Auf einmal seh ich Rat
Und schreibe getrost: Im Anfang war die Tat!

2,2 Geschehn wirds in der Späte der Tage: festgegründet ist der Berg SEINES Hauses zu Häupten der Berge, über die Hügel erhaben, strömen werden zu ihm die Weltstämme alle, 2,3 hingehn Völker in Menge, sie werden sprechen: »Laßt uns gehn, aufsteigen zu SEINEM Berg, zum Haus von Jaakobs Gott, daß er uns weise in seinen Wegen, daß auf seinen Pfaden wir gehn! Denn Weisung fährt von Zion aus, von Jerusalem SEINE Rede.«

Jesaja geht zu seinem Volk und befasst sich partikular mit seinem Volk. Andererseits sieht er für die Ende der Tage alle Nationen in Jerusalem! Somit ist Jesaja der weltoffenste Prophet.  Jerusalem ist in seiner Vision die Hauptstadt der ganzen Welt. Von hier geht das Wort Gottes aus in ALLE WELT! Jerusalem und Zion haben eine Verpflichtung, eine Aufgabe gegenüber den Nationen dieser Welt.

2,4 ZUR   Und er wird Recht sprechen zwischen den Völkern und Weisung geben vielen Nationen;

Nordreich – Südreich

Die Teilung entstand nach dem Tod Schlomos als Konsequenz auf seine Vielweiberei und den daraus entstandenen Götzendienst. Zum Südreich gehörten Juda und Benjamin mit Jerusalem und dem Tempel.
Die Könige des Nordreiches opferten deshalb oft in Bethel und Dan, wo sie Götzendienst praktizierten.
Das Doppelanliegen der Neviim ist, den Götzendienst zu unterlassen und Nächstenliebe zu üben.
Jesaja ist Prophet im Nord- und Südreich, aber überwiegend des Südreiches. Eine solche Doppelberufung ist selten. Amos > Südreich, Hosea, Elija, Obadja > Nordreich
Im Südreich eskaliert die Situation nicht so stark, weil dort zum einen der Tempel steht und die davidische Linie fortbesteht. Im Nordreich kommt es zu ständigen Dynastiewechseln.

Jesaja und die Propheten haben ihre Tora vor Augen. Von der Tora bis in die Propheten gibt es eine rote Linie. Deshalb muss man intertextuell in der Bibel arbeiten. Dabei wissen die Propheten, dass der Mensch mit Götzendienst gegen sich selbst handelt.  Der Mensch handelt gegen seine von Gott geschaffene Konstitution. Es ist Gottes Liebe, dass er den Propheten (Seher) ins Volk schickt, der die Missstände sieht und die Folgen kündet (Navi= Künder). Und alle möglichen Missstände und deren Folgen stehen schon im 5. Buch Mose. Darauf brauchen sich die Neviim nur zu berufen.
Die besonders schwierige Situation damals war für Israel, dass es in einem völlig heidnischen Umfeld lebt und sieht, wie die umliegenden Völker mit ihrem Kult leben. Es gibt überall Skulpturen und heidnische Bräuche, die verführerisch wirken. Gott erwartet von seinem Volk, dass es sich deutlich von den anderen Völkern unterscheidet.
Die Könige waren gehalten, eine „eigene“ Tora abzuschreiben, sodass sie die Weisungen Gottes kennen mussten.

5.Mo 17 14Wenn du in das Land kommst, das ER dein Gott dir gibt, es ererbst, darin siedelst, du sprichst: Ich will einen König über mich setzen, wie all die Stämme, die rings um mich sind,15setze, einsetze über dich einen König, den ER dein Gott erwählt, aus dem Kreis deiner Brüder sollst du einen König über dich setzen, …  18Es sei: sowie er sich auf den Thron seines Königtums niederließ, schreibe er sich den Doppel dieser Weisung auf ein Buch aus dem unter der Aufsicht der Priester, der lewitischen, 19das sei nun bei ihm, er lese darin alle Tage seines Lebens, damit er lerne, IHN seinen Gott zu fürchten, zu wahren alle Reden dieser Weisung und diese Gesetze, sie zu tun,20daß keinesfalls sein Herz sich seinen Brüdern enthebe und daß er keinesfalls dem Gebot entweiche rechts oder links, damit er Tage längre auf seinem Königtum, er und seine Söhne, im Innern Jissraels.

Alle Propheten sind davon überzeugt, den Kindern Israel den falschen Weg austreiben zu können, weil die Bundesschlüsse Gottes mit seinem Volk doch in seinen Genen liegen müssen. Am Ende muss das Gute siegen, weil es im Innersten geprägt ist vom Sinai-Bund und derzeit nur vernebelt ist. Israel weiß, dass es nur einen Gott gibt und Götzendienst ist eine Sinnestäuschung. Deshalb reagieren die Propheten so heftig – in Liebe.

Dtn.7,7  SCHL2    Nicht deshalb, weil ihr zahlreicher wärt als alle Völker, hat der Herr sein Herz euch zugewandt und euch erwählt — denn ihr seid das geringste unter allen Völkern —, 7,8 sondern weil der Herr euch liebte und weil er den Eid halten wollte, den er euren Vätern geschworen hatte, darum hat der Herr euch mit starker Hand herausgeführt und dich erlöst aus dem Haus der Knechtschaft, aus der Hand des Pharao, des Königs von Ägypten.

Jesaja Kap. 1

V1 BRU   Schauempfang Jeschajahus Sohns des Amoz, den er über Jehuda und Jerusalem empfing in den Tagen Usijahus Jotams Achas‘ Chiskijahus, Könige von Jehuda.

Jeschajau = Jeschu = Gott ist mein Retter, Erlöser (wie Jesus)

4 Könige werden genannt, denn 4 ist die Universalität. Jehuda ist das Südreich und bedeutet: der Dankbare.
Usijahu = Gottes Kraft;
Jotam = Gott ist rein, vollkommen;
Achas = Gott hat  mich erfasst;
Chiskijahu = Gott ist meine Stärke. Die Könige praktizierten Gottes Willen nicht, außer Chiskijahu, der sich aufwühlen lässt zur Umkehr zu Gott.

V2 Horchet, Himmel, lausche, Erde, denn ER hat geredet: Söhne zog ich groß, brachte ich hoch, und die, abtrünnig wurden sie mir.

Jesaja ruft die ewige Schöpfung als Zeugen an. Er legitimiert sich durch die Könige und durch die Zeugen, die er hinzuruft. Die Abtrünnigen sind sozialkritisch zu verstehen.

V3 Ein Rind erkennt seinen Eigner, ein Esel die Krippe seines Meisters, der nicht erkennt, ist Jissrael, der nicht unterscheidet, mein Volk.

Das ist eine Parabel, ein Bild und ein Vergleich mit der Natur, um etwas zu veranschaulichen, das mit dem Halten von Rind und Esel zu tun hat. Eigner und Meister stehen für Gott. Wir sind Gottes Eigentum. Landwirtschaftliche Bilder sind bekannt, ebenso die Beziehung, die zwischen Vieh und Eigner entstanden ist. Diese liebevolle Beziehung bleibt in der Kritik bestehen, indem Gott noch von „meinem Volk“ spricht. Israel wird immer Gottes Volk bleiben.

V4 Weh, wegverfehlender Stamm, schuldbeschwertes Volk, Saat Bösgesinnter, verderbte Söhne! sie haben IHN verlassen, den Heiligen Jissraels verschmäht, rückwärts sich abgefremdet.

Hört auf, euch zu benehmen, als wäret ihr nicht mein Volk. Ihr seid mein Volk durch den Bund am Sinai. Indem Israel anderen Göttern nachläuft und מַשְׁחִיתִים = masch’chitim = korrupt, verderbt ist, bleibt es aber sein Volk und seine Söhne. Die Milde liegt in der Schärfe. Es schmerzt Gott, dass das Volk sich von IHM abgewandt hat, fremdgeht. Wir sehen hier den verletzten Gott, einen betrogenen Ehemann in der Bildsprache der Bibel.

V5 Worauf noch wollt geschlagen ihr werden, da ihr euch immer weiter entfernt?! Alles Haupt ist der Krankheit worden, alles Herz ist siech!

Womit kann Gott das Volk noch erziehen, nachdem ER ihnen alles gegeben und eröffnet hat, nachdem sie schon Krankheiten und Leid erlebt haben (V6+7). Gott hat alles in der Hand, auch die Natur. Gott kann Dürre und Flut schicken, denn das soll zu Demut (הצְנֵעַ = hazne‘a), Bescheidenheit (עֲנָוָה = anawa) und Dankbarkeit erziehen, wenn wir dieses vergessen haben. „Wenn Gott will, steht alles still.“ Aber sie verstehen nicht, dass sie umkehren sollen zu IHM. Warum verstehen sie Gott nicht? Warum verstehen sie nicht ihre falschen Wege? Antropomorphismus > Gott wird mit menschlichen Eigenschaften dargestellt, damit er von Menschen verstanden wird. Dadurch wird Gott Mensch, der weint, der enttäuscht ist, der trauert.

V8 Die Tochter Zion blieb übrig wie eine Hütte im Weinberg, wie ein Nachtdach im Gurkenfeld, wie eine umschlossene Stadt.

Es bleibt zärtlich: Tochter, Söhne, mein Volk. Sie sind der Trost in der Schärfe. Das Nordreich ist zerstört sowie Jerusalem und es bleibt nur ein Rest, klein wie eine Hütte im Weinberg, wobei der Weinberg größtenteils vernichtet ist, vom Gurkenfeld ist nur noch ein Dach und die Stadt ist belagert, umzingelt

צְבָאוֹת = Zebaoth = der Umscharte ist der Herr der Heere im Himmel. ER hat „Entronnene“ = Überlebende übrig gelassen. Sodom und Gomorra waren Sünder vor Gott, waren Abschaum, Sündenpfuhl. Wenn Jesaja predigt, hat er immer die Völker und Israel im Blick. Er ist ein universeller Prediger, was unter den Propheten besonders ist, dem auch das Geschick der Völker wichtig ist. Gott vergleicht sein Volk mit dem Abschaum der Welt! Es gab dort auch nur wenige Entronnene: Lot und seine Töchter.
Im innersten Kern sind wir bei Gott alle geliebt. Er hat immer auch die Völker im Blick. Wer sich unanständig benimmt, bekommt die Abrechnung wie die bösesten Völker.

V10 So höret SEINE Rede, ihr Sodomsschöffen, so lauscht der Weisung unsres Gottes, Gomorravolk:

Der Aufruf zum Hören wird wiederholt wie in V2. Himmel und Erde können hören, aber Gottes Volk nicht! Die Kinder Israels hören wie in Sodom und Gomorra auf die falschen Richter, aber sie sollen endlich auf Gott hören.

V11 Wozu mir eurer Schlachtungen Menge? hat ER gesprochen, satt bin ich der Darhöhung von Widdern, des Mastkälberfetts, Blut von Farren, Lämmern, Böcken, danach gelüstet mich nicht.

Gott hat den Tempeldienst eingeführt, aber er schafft diesen heiligen Dienst ab, wenn seine Kinder nicht mehr mit dem Herzen bei der Sache sind. ER will die Liebe, die Nächstenliebe.

Hosea 6,6 … ja, ich habe an Huld Gefallen, an Schlachtmahl nicht, an Gotterkenntnis mehr als an Darhöhungen.

V12 Wenn ihr kommt, vor meinem Antlitz euch sehen zu lassen, wer hat dies von euch gefordert, das Zerstampfen meiner Höfe?! V13 Nicht weiter laßt vor mich Falschspende kommen, sie ist mir ein Greuelrauch! Mondneuung und Wochenfeier, Ausrufen von Gemeinberufung, Ich mags nicht: Arglist und Festgewühl!

Jesaja zeichnet das Bild einer permissiven Gesellschaft; die gesellschaftliche Ordnung wird zerstört, weil durch Synkretismus ein einheitlicher Wertmaßstab fehlt. Das Volk ist geworden wie Sodom und Gomorra. Das ist der Abschaum. Deshalb hasst Gott alle Kultpraktiken, selbst wenn es um Opfer, Schabbatfeiern, Neumond oder Wallfahrtsfeste geht. Sie werden nur missbraucht.

V14 Eure Mondneuungen, eure Begegnungszeiten haßt meine Seele, sie sind mir zur Bürde geworden, ich bin des Tragens müde.

Hier erleben wir wieder den mitfühlenden, mitleidenden Gott, der sogar hasst, was seine Kinder missbrauchen. Gott darf Gefühle ausdrücken, wieviel mehr erst der Mensch. Für Gott sind die Feiertage keine Lust mehr, sondern eine Last.

V15 Und breitet ihr eure Arme aus, ich verhülle vor euch meine Augen, und betet ihr auch die Menge, ich bin kein Hörender mehr: eure Hände sind Blutes voll!

Die Kinder Israel gehen über Leichen, morden und kommen mit blutigen Händen zu Gott. Darum kann und will er sie nicht mehr hören. Wer die Arme zu Gott erhebt, lässt ihn auch sehen, welche Schuld sie auf sich geladen haben.

V16 Badets ab, läutert euch, entfernt die Bosheit eures Spiels aus dem Blick meiner Augen, meidet Böstun,

Die Idee der Kritik Gottes ist, dass die Kinder Israel umkehren und sich reinigen von ihren Sünden. Er traut uns zu, zu lernen, Gutes zu tun. Es geht nicht um das Böse und das Gute, sondern um das TUN! Besonders Witwen, Waisen und Fremde, Benachteiligte haben erste Priorität bei Gott. Gott schickt uns diese Menschen, damit wir an ihnen wachsen und Menschlichkeit lernen.

V17 lernet Guttun, suchet das Recht, lenket den Erschöpften, rechtet für die Waise, streitet für die Witwe!

Jesaja gibt Anweisungen: 4 Anweisungen in V16, die Voraussetzungen für die 5 Anweisungen in V17 sind. 4 = Universalität, 5 Gott greift ein (Tora); 9 Neubeginn

V18 Geht doch her, wir wollen uns vergleichen, hat ER gesprochen, wurden wie Scharlachzeug eure Sünden, sollen sie sich weißen wie Schnee, röteten wie Karmesin sie sich, wie Wolle sollen sie werden:

Gott lädt uns ein, damit wir eine Einigung finden. Er ist der ewig uns ansprechende Gott. Gott spricht immer zu uns, aber wir müssen hören. Die Extreme sollen sich verwandeln. Da es doppelt vorkommt, zeigt es die Ernsthaftigkeit, die für Gott darin steckt. Es zeigt auch die Zerrissenheit des sündigen Volkes. Jesaja nennt die Tochter Zion sogar eine Hure (V21), aber er gibt auch die Verheißung in V18.

V19  seid ihr willig, gehorcht, sollt das Gut des Lands ihr verzehren,

Gott gibt das Gute ins Land, und wenn sein Volk hört, kann es das Gute genießen. Die Natur wehrt sich gegen alles, was Menschen gegen Gott, gegen Menschen, gegen die Natur tun.

V20 weigert ihr euch und trotzet, werdet ihr vom Schwerte verzehrt.. Ja, geredet hats SEIN Mund.

Das Schwert wird zum Feind, aber auch die inneren Feinde wie Krankheiten. Dtn.30,15-20 Gott will, dass wir uns entscheiden, für Gott und für das Gute. Es gibt feste Spielregeln. Gott ist der Schöpfer, der Hausherr. ER, der Meister, spricht! Gottes Wort müssen wir ernst nehmen, um Gottes Willen handeln. Wenn eine ganze Gesellschaft desaströs ist, dann schickt Gott Konsequenzen. Es geht bei Exzessen darum, dass es so in der Gesellschaft nicht weitergehen kann.

V21 Ach wie ist sie zur Hure geworden, die getreue Burg! von Recht war sie erfüllt, Wahrspruch nachtete drin, jetzt aber Mordgeübte! > siehe V26

Im mündlichen Vortrag spricht der Prophet assoziativ. Er springt in seinen Gedanken nun zum Bild der Hure. Die Erinnerung an die Treue bleibt. Wieder Ambivalenz, Trost im Schmerz. Gott sehnt sich nach der alten Zeit, nach der guten Zeit zurück. Wahrheit und Recht blieb in der Stadt, sie waren in Israel zu Hause. Der Kontrast zum Mord ist darum sehr scharf.

V24 Darum, Erlauten vom Herrn, IHM dem Umscharten, dem Recken Jisraels: Weh, ich letze mich an meinen Bedrängern, ich räche mich an meinen Feinden,

So viele Namen für Gott bringt kein anderer Prophet in dieser Dichte. Dreimal steht für die Transformation. Es zeigt, dass sich etwas ändern muss! Gott macht kurzen Prozess mit den Feinden und übt Rache an ihnen, sobald Israel durch die Bedränger „erzogen“ wurde. Nicht nur Israel, sondern genauso die Völker werden gezüchtigt. Das ist die universelle Botschaft Jesajas. Wenn Gott abrechnet, rechnet er mit allen ab.

Warum straft Gott die Feinde, die ER nutzt, um Israel zu erziehen? Gott benutzt die Menschen, die gewalttätig sind und sein wollen, für Seine Zwecke. Sie entscheiden sich nicht mit ihrer eigenen Freiheit gegen das Böse. Gott zwingt niemanden, Böses zu tun, sondern er bringt den bereiten Gewalttäter mit dem zu Erziehenden  zusammen. Menschliches Denken und göttliches Planen verweben sich in der Bibel. („Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähl ihm deine Pläne.“) Die Bedränger unseres Lebens sollen uns unsere Grenzen aufzeigen. (Goethe: Grenzen der Menschheit) Da, wo der Gewalttäter übertreibt, rechnet Gott mit ihm ab. Das Böse steht immer im Dienste des Guten. Jes. 45,7 Ein Jude stellt die Frage: Wozu, nicht warum. „Wozu hat Adolf Hitler von Gott die Erlaubnis bekommen, 6 Mio Juden und andere Millionen zu töten?“ Das ist die Theologie im orthodoxen Judentum.

V25 ich kehre um meine Hand wider dich [gerichtete Hand], ich schmelze deine Schlacken wie mit Laugensalz aus, ich entferne alle deine Bleiklumpen.וְאָשִׁיבָה יָדִי עָלַיִךְ וְאֶצְרֹף כַּבֹּר סִיגָיִךְ וְאָסִירָה כָּל בְּדִילָיִךְ

Gott ist der Handelnde. Er reinigt sein Volk und er nimmt seine Hand von seinem Volk, sodass der Druck weicht und das Volk heil wird. Gottes Hand kehrt um, so wie das Volk umkehren soll. Umkehren und rückkehren ist im Hebräischen ein Wort.

Das Leiden dient der Läuterung. Danach kommt sofort die Verheißung, dass das Abschmelzen der Schlacke das wahre Gute hervorbringt. Mit V26 wechselt Jesaja zwischen Zärtlichkeit und Drohbotschaft in hoher Emotionalität. Seine Botschaft kommt aus dem Herzen und wurde gesprochen, nicht geschrieben. Es fehlt ein akademisch roter Faden. Wie es kommt, so spricht er. Deshalb kommt es zu diesen Brüchen. Das sind die typischen Empörungen des Navi, der die Nähe Gottes spürt

V26  Wiederkehren lasse ich Richter dir dann wie vormals, Berater dir wie im Anbeginn. Danach wird man neu dich rufen: Stadt des Wahrspruchs, getreue Burg! > siehe V21 וְאָשִׁיבָה שֹׁפְטַיִךְ כְּבָרִאשֹׁנָה וְיֹעֲצַיִךְ כְּבַתְּחִלָּה אַחֲרֵי כֵן יִקָּרֵא לָךְ עִיר הַצֶּדֶק קִרְיָה נֶאֱמָנָה  
וְאָשִׁיבָה  = we aschiwa = und ich werde umkehren, wiederkehre

V27 Zion wird durch Recht abgegolten, seine Umkehrenden durch Bewährung.
צִיּוֹן בְּמִשְׁפָּט תִּפָּדֶה וְשָׁבֶיהָ בִּצְדָקָה

Thema ist Umkehr und Rückkehr. Ein Teil wird es verstehen und umkehren, ein anderer Teil wird es nicht verstehen und zusammenbrechen.
V28 Aber Niederbruch den Abtrünnigen, den Fehlhaften mitsammen! alldahin, die IHN verlassen! V29 Ja, zuschanden wird man an den Gotteichen, deren ihr begehrt habt, schämen müßt ihr euch an den Heggärten, die ihr erwählt habt! V30 ja, ihr werdet wie die Eiche, deren Laub abwelkt, und wie der Garten, der kein Wasser hat! V31Der Sperrige wird zum Werg und was er schaffte zum Funken, sie entzünden sich beide mitsammen, und keiner ist, der löschte.

Das erwählte Volk wählt sich Götzen! Am Sinai (Ex.19+20; 24,7) hat das Volk auch Gott erwählt! Das schmerzt Gott. Das Volk hat das Bündnis vergessen. Es wird dem Volk ergehen wie der Eiche, deren Blätter im Herbst verwelken. Pflanzen verwelken in Kürze, wenn der Regen von Gott ausbleibt. Der Überhebliche und sein Bauwerk gehen beide zugrunde, wenn der oberste Regent, Gott, seinen Segen abzieht und den Überheblichen seinem Schicksal überlässt. Dann gibt es keinen, der helfen kann.

Jesaja Kap. 2

Jes 2:8  SCHL2 … auch ist ihr Land voll Götzen; das Werk ihrer Hände beten sie an, und das, was ihre Finger gemacht haben.
BRU   und voll ward sein Land von Gottnichtsen, vorm Gemächt seiner Hände sank er hin, vor dem, was seine Finger machten!
וַתִּמָּלֵא אַרְצוֹ אֱלִילִים לְמַעֲשֵׂה יָדָיו יִשְׁתַּחֲווּ לַאֲשֶׁר עָשׂוּ אֶצְבְּעֹתָיו

Elilim ist die Verkleinerung von El, damit wird das Göttliche verneint und lächerlich gemacht. Gott richtet Israel und die Völker. Es kommt der große Tag der Abrechnung in der Endzeit, der Tag der Erleuchtung.

V2 Geschehn wirds in der Späte der Tage: festgegründet ist der Berg SEINES Hauses zu Häupten der Berge, über die Hügel erhaben, strömen werden zu ihm die Weltstämme alle, V3 hingehn Völker in Menge, sie werden sprechen: »Laßt uns gehn, aufsteigen zu SEINEM Berg, zum Haus von Jaakobs Gott, daß er uns weise in seinen Wegen, daß auf seinen Pfaden wir gehn! Denn Weisung fährt von Zion aus, von Jerusalem SEINE Rede.« 
 כִּי מִצִּיּוֹן תֵּצֵא תוֹרָה וּדְבַר יְהוָה מִירוּשָׁלִָם

Nach Israel und Jerusalem ist es immer ein Aufstieg, denn Jerusalem liegt auf einer Anhöhe. Es ist geht aber auch um einen inneren Aufstieg in die Göttlichkeit. Jakob ist genannt, weil er mit Gott gerungen hat. Und er hat einen komplett anderen Namen bekommen: Israel, der Gotteskämpfer. Gott weist uns durch seine Weisung (= Tora) Seine Wege.

V4 Richten wird er dann zwischen den Weltstämmen, ausgleichen unter der Völkermenge: ihre Schwerter schmieden zu Karsten sie um, ihre Speere zu Winzerhippen, nicht hebt mehr Stamm gegen Stamm das Schwert, nicht lernen sie fürder den Krieg.

Gott selber richtet unter den Völkern. Das geht tiefer als das Richten der Menschen. Der Aufwand ist gering, ein Schwert als Pflugschar zu benutzen. Man sieht, dass schon kleine Veränderungen große Wirkung haben. Dieses Umschmieden war im damaligen Alltag bekannt, denn es gab zu wenig Metall. Es war eine reale Erfahrung, in Friedenszeiten ein Schwert als Pflugschar oder Speere als Winzermesser zu nutzen. Aber es wird eine Zeit kommen, in der das alle Menschen tun werden. Was einst dem Töten diente, soll verwandelt werden in „Lebensmittel“, in Gegenstände, die dem Leben dienen; eine Totalverwandlung. Kein Mensch will mehr töten, sodass er das Schwert noch nicht einmal in die Hand nimmt. Kein Mensch wird mehr den Krieg lernen, sondern wie in 1,17 lernen, das Gute zu tun. Lernen heißt Veränderung, die in unser Inneres aufgenommen wird. Der Indoktrination wollen sich die Menschen nicht mehr aussetzen.

Jeder Soldat in Israel muss jeden Tag lernen, wie die Bürger vor Angriffen geschützt werden können, wie man mit Mördern und Anschlägen umgeht, wie man die Waffen abwehrt u.s.w. Dann aber wird es ein komplettes Umdenken geben.

V5 Haus Jaakobs, laßt nun uns gehn, einhergehn in SEINEM Licht!

Die fremden Völker rufen die Juden auf, mitzugehen zu Gott. Sie wollen die Juden dann nicht mehr töten, sondern sie haben so einen Gesinnungswandel erlebt, dass sie die Juden bitten, ihnen vorauszugehen. In Gottes Licht gibt es die absolute Erkenntnis. Alle Judenhasser werden sich fragen, warum und wozu sie die Juden töten wollten. Hier bringt Jesaja wieder die universelle Botschaft, die alle Menschen in die Einheit bringt. Die Juden sind zu dieser Erkenntnis die Katalysatoren. Das ist die Berufung der Juden, alle Menschen zu dem Gott Zions zu bringen, damit alle in Gottes Licht leben können.

V6 Verworfen ja hast du dein Volk, das Haus Jaakobs: angefüllt ja wurden mit Östlichem sie, sind Zeichengucker wie die Philister, klatschzaubern mit Kindern der Fremde!
V11 Hoffartsaugen der Menschen geniedert, Stolz der Männer gesenkt, ragend einzig ER an jenem Tag. V12 Ja, ein Tag ists IHM dem Umscharten über alles Hehre und Stolze, über alles Erhabne: geniedert wirds!
V17 Gesenkt wird die Hoffart des Menschen, der Männerstolz geniedert, ragend einzig ER an jenem Tag.
V20  An jenem Tag schleudert der Mensch fort die Gottnichtse seines Silbers, die Gottnichtse seines Goldes, die man ihm machte, – vor den Maulwürfen und den Fledermäusen hinzusinken

In den Tagen der Endzeit kommt es zu großer Abrechnung und zu großem Leid, aber Gott führt durch diese Läuterung die Menschen zur Erkenntnis und Erleuchtung, dass sie ihre Götzen wegwerfen (V20) und Gott in seiner Einzigkeit erkennen und anbeten.
Wer abgestiegen ist, wird wieder aufsteigen, und wer die Dunkelheit erlebt hat, kann das Licht erst wirklich schätzen und würdigen. Verwandlung ist möglich und wird geschehen. Das Mittel Gottes für dieses Aufwecken aus der Illusion sind die Neviim. In jeder Generation gab Gott diese Boten, eigentlich bis heute, doch sind sie heute nicht so präsent.

Berg des Herrn – Die Universalität Jesajas

Ex.19: Das Sinai-Ereignis zeigt eine Distanz zwischen Gott und dem Volk: Gott ist oben und das Volk unten; Gott erscheint majestätisch auf dem Berg und das Volk muss sich vorbereiten in Askese. Die Begegnung findet in der Wüste statt und nur das Volk Israel darf hinzutreten.
Laut Jes.2 dürfen am Ende der Tage alle Völker hinzutreten, und zwar auf dem heiligen Berg in Jerusalem.

In Gen. 11 verlangt die Menschheit danach, Gott nahe zu kommen:
V4 Nun sprachen sie: Heran! bauen wir uns eine Stadt und einen Turm, sein Haupt bis an den Himmel, und machen wir uns einen Namen, sonst werden wir zerstreut übers Antlitz aller Erde!
וַיֹּאמְרוּ הָבָה נִבְנֶה לָּנוּ עִיר וּמִגְדָּל וְרֹאשׁוֹ בַשָּׁמַיִם וְנַעֲשֶׂה לָּנוּ שֵׁם פֶּן נָפוּץ עַל פְּנֵי כָל הָאָרֶץ

In Ex.19 – Toravergabe am Sinai – findet eine Korrektur der Babel-Gesellschaft statt, denn Gott entscheidet, wann ER heruntersteigt und sich offenbart, und ER gibt vor, wer wem einen Namen macht.
Jes.2 ist die endgültige Korrektur, wenn alle Völker aus Gen. 11 am Ende der Tage zum Berg Gottes wallfahrten. Gott versteht und nimmt es ernst, dass die Menschen ein Bedürfnis haben, zu IHM zu kommen, aber es geht nicht um sie und ihren Hochmut, sondern um Gott.

V2 festgegründet ist der Berg SEINES Hauses zu Häupten der Berge, über die Hügel erhaben, strömen (naharu וְנָהֲרוּ) werden zu ihm die Weltstämme alle

Sie strömen den Berg hinauf, was ein unnatürliches Bild ist, denn ein Fluss strömt immer bergab. Genauso unnatürlich war es, dass Menschen aus eigener Kraft hinauf wollten zu Gott. Es gibt einen Sog, der zum Berg zieht! Und es ist eine Gemeinschaft, die motiviert wird zu einem besonderen, lebensveränderten Ereignis. Das Strömen ist ein innerer Prozess, getragen von den gehenden Füßen. Zu der Zeit wird der Berg des Herrn und sein Haus fest gegründet, unerschütterlich stehen. Das ist die Zeit nach der Zerstörung der Tempel, in die der Navi hineinschauen kann. Damit gibt Gott schon vor der Ankündigung der Zerstörung einen Trost der unerschütterlichen Wiederherstellung. Eine Zerstörung geht immer einem Aufbau voraus, die eine Reinigung gebracht hat und die Basis für Neues bringt.

Ex.25,8 NHTS   Und sie sollen mir ein Heiligtum errichten, daß ich unter ihnen wohne.
                           וְעָשׂוּ לִי מִקְדָּשׁ וְשָׁכַנְתִּי בְּתוֹכָם

Was Bestand hat, ist Gottes Annäherung zu den Menschen. So hat ER versprochen, in der Mitte seiner Kinder zu leben. ER entscheidet! Und ER gibt die Vorgaben mit den Bauvorschriften und den Gebetszeiten, damit es keine  Beliebigkeit gibt. Damit ist der Tempel dort schon ein Symbol für den menschlichen Leib.

V5 Haus Jaakobs, laßt nun uns gehn, einhergehn in SEINEM Licht!
Die Weltvölker sprechen zu den Kindern Israel, zum Haus Jaakob, dass die Fremden mit Israel gemeinsam gehen wollen, weil die Juden das Vorbild, der Wegweiser zum Licht Gottes sind. Auch das ist ein Schöpfungsakt, denn Licht aus der Schöpfung ist eine innere Erleuchtung.  So sagt auch Sacharja, dass zehn Heiden von einem Juden lernen wollen.
Sach 8:23 :BRU So hat ER der Umscharte gesprochen: In jenen Tagen ists, da werden fassen zehn Männer von allen Stämmewelt-Zungen (goyim הַגּוֹיִם), anfassen den Rockzipfel eines jüdischen Mannes, sprechend: Mit euch wollen wir gehn, denn, wir habens gehört, Gott ist mit euch.

Am = עם ist das in sich geschlossenes Gebilde eines Volkes.
goij = גוי bezeichnet die Nation Israel als eine innerhalb der Nationen. So wird der Begriff seltener benutzt. Einerseits ist es die universelle Gleichberechtigung, andererseits muss auch das jüdische Volk sich entwickeln. Zudem entstand das jüdische Volk aus den heidnischen Völkern, denn Abraham war Götzendiener. Juden sind also keine „geborenen“ Monotheisten. Das soll das jüdische Volk vor Überheblichkeit bewahren.
Überwiegend meint der Begriff die damals heidnischen Völker, die Gott nicht kannten und Götzen verehrten. Sie werden diese Erkenntnis des wahren Gottes bekommen.

Wie ist die Rede aufgebaut?

In Kap. 2 beginnt Jesaja mit den letzten Tagen, in denen die Nationen zur Umkehr finden und sogar die Israeliten auffordern, im Licht Gottes zu wandeln. Im Kontrast dazu zeigt er auf, dass Gott sein Volk verworfen hat, weil es Mammon hortet und Macht übt, weil es Götzendienst treibt (Elilim).
Ab V9 zeigt Jesaja, wie Gott korrigierend eingreift, indem ER den Stolz der Menschen bricht und SEINE eigene Macht zeigt, SEINE Heerscharen anführt gegen die Überheblichkeit der Menschen. Das sind ebenfalls Kontraste: göttliche Macht vs. menschliche Macht und Hybris, göttliche Heere vs. menschlichen Stolz.
Jesaja zeigt, dass die Erkenntnis und Erleuchtung in den letzten Tagen geschieht, wenn Gott Sein Volk durch Leiden geläutert hat. Diese Erkenntnis wird dazu führen, dass die Menschen selber ihre Götzen wegwerfen.

Jesaja Kap. 6: Schau im Hallenraum – Berechtigungskapitel

Das Kapitel ereignet sich im Todesjahr des Königs Usija. Er brachte ein falsches Opfer (Weihrauch), denn er war ein lasterhafter König. (Informationen in 2. Kön. und 2. Chron.) Das Rauchopfer durfte er nicht bringen, sodass er aussätzig, aus dem Palast ausgesetzt wurde und starb. Die Söhne Aarons brachten ebenfalls ein fremdes Opfer und starben. Im Heiligtum darf nicht experimentiert werden. Der Tod des Königs ist ein tragisches Ereignis, weil er als Sündenbeladener qualvoll starb. Darunter litt auch das Volk.
Dagegen zeigt sich Gott dem Jesaja in der Schau mit den feurigen Engeln im Tempel. ER lässt sich schauen, wenn ER sich zeigen will.
Unter der Überschrift von Kap.1 sehen wir eine Einleitung, was Jesaja alles unter den vier Königen von Gott erfahren wird. Der Leser wird hingeleitet zu der universellen Botschaft Jesajas, die sich an die irdischen Menschen, darunter die Könige, richtet. Seine Botschaft ist bodenständig, weshalb dieser Überblick vor dem eigentlichen Anfang in Kap.6 hilft, Jesaja nicht zu überheben.
Auf der Erde muss etwas geschehen, damit Gott sich manifestieren kann. In Jesaja erleben wir, dass Gott zu uns spricht und sich manifestiert, doch der Mensch hört nicht zu. Permanent offenbart sich Gott, aber der Mensch hört und sieht in seinem Leben nichts. Es liegt an Gott, ob ER sich auf eine andere Weise zeigen will. Deshalb legt Jesaja diese Erfahrung mit Gott und den Engeln erst an hintere Stelle. Er zeigt damit, dass er Gott so vertraut, dass er diese himmlische Offenbarung nicht für seine Berechtigung braucht. Es geht Jesaja nicht um seine Erfahrung, sondern um sein Volk. Außerdem ist der Tempel noch etwas Alltägliches. Dagegen war Hesekiel ein Exilsprophet.
Da Usija sich im Tempel derart an Gott vergangen hatte als vermeintlicher König der Welt, flocht Jesaja sein Erleben mit dem Tempel ein. Der Wille Gottes verlangt Heiligkeit und Reinheit.

V1 Im Todesjahr des Königs Usijahu sah ich meinen Herrn sitzen auf hohem und ragendem Stuhl, seine Säume füllten den Hallenraum. (> innerster Raum des Tempels, das Allerheiligstem mit der Bundeslade)

Es beginnt mit dem Tod Usijas (= Gottes Kraft). Der König war der höchste Herrscher, den Jesaja sah. Der aber starb, wogegen der König der Könige (Gott) lebt, den der Navi erst dann zu sehen bekommt. Manchmal muss etwas sterben, damit etwas Neues erstehen kann. Der Tod steht im Dienst des Lebens. Der Kontrast zeigt den vergänglichen König und den ewigen König auf seinem Thron. Usija war ein Angeber, trotzdem ging auch sein Leben zu Ende. Überheblichkeit bringt Menschen zu Fall.

V2 Brandwesen umstanden oben ihn, sechs Schwingen hatten sie, sechs Schwingen ein jeder, mit zweien hüllt er sein Antlitz, mit zweien hüllt er seine Beine, mit zweien fliegt er.

Zwei steht für die Polarität des Lebens: oben – unten, Mann – Frau, Tag – Nacht.
Sechs ist das Umfassende: Nord, Süd, Ost, West, oben und unten, die Ausdehnung des Raumes. Was hier geschieht, hat Auswirkung auf den gesamten Raum der Erde. Das Geschehen ereignet sich oben, aber es wirkt weiter. 4 Flügel bedecken den Körper und bleiben inaktiv, zwei Flügel sind aktiv. Das Aktive spielt sich oben und unten ab. Die Passivität und Aktivität steht im Verhältnis 2:1. Es gibt also Zeiten, in denen es der Ruhe und der aufmerksamen Wahrnehmung bedarf. Der Vorgang ist mehr geprägt von mehr Innerlichkeit.

V3 Und der rief dem zu und sprach: Heilig heilig heilig ER der Umscharte, Füllung alles Erdreichs sein Ehrenschein!
קָדוֹשׁ קָדוֹשׁ קָדוֹשׁ יְהוָה צְבָאוֹת מְלֹא כָל הָאָרֶץ כְּבוֹדו

Ein dreimaliges Heilig lässt Franz Rosenzweig die Entwicklung der Menschheit in dieser Triade sehen: Schöpfung, Offenbarung, Erlösung. Die Idee des Satzes besteht darin, dass die Erde zwar desolat ist, aber Gott in der Höhe in die niedrigsten Ebenen der Erde reparativ eingreift. Die Erde ist von IHM erfüllt.
In Gen.18 kommen drei Männer Gottes (drei Engel). Drei steht für Transformation. Zwei Gegensätze erzeugen etwas Neues.
Jemand, der geehrte wird, bekommt Gewicht. Derjenige bekommt Gewichtigkeit = kawod = כַּבוֹד. Von Gott ist alles erfüllt. Es gibt keinen Ort ohne Gott. Gott ist und trägt alles.

V4 Die Lager der Schwellen erbebten von der Stimme des Rufers, und das Haus füllte sich mit Qualm.

„Wo Rauch ist, da ist Feuer.“ Darum ist hier viel Qualm als Synonym für die Fülle von Gottes Geist. Es gibt wieder die Drei: Rauch, Feuer, Glut in der Kohle.

V5 Ich sprach: Weh mir, denn ich werde geschweigt, denn ich bin ein Mann maklig an Lippen und bin seßhaft inmitten eines Volkes maklig an Lippen, – denn den König, IHN den Umscharten, haben meine Augen gesehn! V6 Aber von den Brandwesen flog eines zu mir, eine Glühkohle in seiner Hand, mit der Greifzange hatte es sie oben von der Statt gegriffen,

Jesaja empfindet sich als Mensch unreiner Lippen, weil die Heiligkeit Gottes ihn überwältigt. Es verschlägt ihm die Sprache. Dann bekennt er sich solidarisch mit seinem Volk. Durch das Sehen Gottes erfährt er eine Klarheit, die er vorher nicht hatte. Er merkt, dass er klein ist und beschuldigt sich selbst, ohne dass ihm jemand etwas sagen muss. Die Mystik des Judentums sagt, dass du in der anderen Welt den Film deines Lebens siehst mit allen positiven und negativen Gefühlen. Du kannst durch dieses Sehen und die Erkenntnis, die du am Ende hast, entweder den Himmel in dir haben oder die Hölle. Wir werden uns selber zum Himmel oder zur Hölle. Das Gefühl, das sich dann einstellt, wird sehr echt sein. Gott gibt die Möglichkeit des Purgatoriums = Ort der Reinigung. Durch die Einsicht Gottes wird das Leben verändert.
Was Jesaja nicht darf, ist, sein Volk als ein Volk unreiner Lippen zu benennen, weil er damit Dreck auf die anderen wirft. Ein Mann Gottes soll das Gute benennen und herbei beten, aber nicht den schlechten Status quo benennen. Im Gegensatz zu ihm trat Mosche für sein Volk ein.
Andererseits sieht er sich nicht als etwas Besseres als das Volk, denn der Kontrast zwischen der Heiligkeit Gottes und seinem Leben sowie dem Leben des Volkes schmerzt ihn. Dieses schlechte Sprechen über sich selbst und über sein Volk versündigt ihn, sodass der Seraph seine Lippen reinigt.
Es gab immer viel Rufmord, auch die Ritualmordlegenden gegen Juden. Da es diese schlechten Worte gibt, muss die Lippe mit Feuer gereinigt werden. Gott will keine Lippenbekenntnisse, denn sie sind nicht ernst gemeint. Die können im Empfänger die Freude auf etwas töten. Seine Sünde wird bedeckt, nicht einfach weggetan: (Jom Kippur = Tag der Bedeckung)

V7 er berührte damit meinen Mund, er sprach: Da, dies hat deine Lippen berührt, so weicht dein Fehl, so wird deine Sünde bedeckt.
וַיַּגַּע עַל פִּי וַיֹּאמֶר הִנֵּה נָגַע זֶה עַל שְׂפָתֶיךָ וְסָר עֲוֹנֶךָ וְחַטָּאתְךָ תְּכֻפָּר

2.Sam.12,13 Dawid sprach zu Natan: Ich habe IHM gesündigt. Natan sprach zu Dawid: Hat ER auch deine Versündigung vorbeischreiten lassen, daß du nicht sterben mußt,
וַיֹּאמֶר דָּוִד אֶל נָתָן חָטָאתִי לַיהוָה וַיֹּאמֶר נָתָן אֶל דָּוִד גַּם יְהוָה הֶעֱבִיר חַטָּאתְךָ לֹא תָמוּת
Auf  der bedeckten Sünde darf durch Gottes Gnade Neues wachsen. Gott nimmt die Sünde nicht weg, sondern lässt sie hinwegschreiten aus seinem Angesicht.

Wie am brennenden Dornbusch ist das Ereignis dreistufig: Halle, Engel, Gott:

V8 Nun hörte ich die Stimme meines Herrn, sprechend: Wen soll ich senden, wer wird für uns gehn? Ich sprach: Da bin ich, sende mich! וָאֶשְׁמַע אֶת קוֹל אֲדֹנָי אֹמֵר אֶת מִי אֶשְׁלַח וּמִי יֵלֶךְ לָנוּ וָאֹמַר הִנְנִי שְׁלָחֵנִי

Gott stellt Fragen, weil er in Beziehung tritt. ER stellt zwei Fragen und Jesaja gibt zwei Antworten.
Jesaja gilt als ein verkörperter Engel. Da Gott fragt: Wer geht für uns?, kann angenommen werden, dass Jesaja einer des inneren Kreises ist. Darum legt ihm auch ein Engel die feurige Kohle in den Mund, der verbrennt daran nicht, weil er gewohnt ist, mit Engeln umzugehen.

Dtn.4, 24denn ER dein Gott, ein verzehrendes Feuer ist er, ein eifernder Gottherr.
Gott ist ein eiferndes Feuer, deshalb kommen hier die Seraphim = Brandwesen vor (Jes.6,2). Die Begegnung mit Gott ist ein feuriges Ereignis. Die Reinigung kann durch Feuer geschehen, muss aber nicht. Auf jeden Fall gibt es kein Feuermeer.
Erst jetzt hört Jesaja deutlich die Stimme Gottes. Und jetzt erwartet Gott eine beherzte Entscheidung, weshalb ER die Frage stellt, wer gehen will. Gott muss nicht fragen, denn ER weiß alles. Aber nun entscheidet Jesaja sich eindeutig. Er sagt: Hier bin ich, sende mich. Damit geht er sogar über Mose hinaus, indem er sich ausdrücklich senden lässt. Jesaja ist der einzige Mensch, der dieses „schlacheni“ = „sende mich“ ausspricht. Er ist bereit, ganz in dieser Sendung aufzugehen und die himmlische Ordnung, die er gesehen hat, auf Erden zu verkünden. Wer Jesaja sieht und hört, soll den Vater sehen und hören. Längst vor Jesus sagt Jesaja dasselbe wie später Jesus.

V9 Er sprach: Geh, sprich zu diesem Volk: Hört nur, höret, und unterscheidet nimmer, seht nur, sehet, und erkennet nimmer! V10 Zu verfetten ist das Herz dieses Volks, seine Ohren zu verstumpfen, seine Augen zu verkleben, sonst könnte es mit seinen Augen sehn, mit seinen Ohren hören, in seinem Herzen unterscheiden, umkehren und Genesung würde ihm!!
 וַיֹּאמֶר  לֵךְ וְאָמַרְתָּ לָעָם הַזֶּה שִׁמְעוּ שָׁמוֹעַ וְאַל תָּבִינוּ וּרְאוּ רָאוֹ וְאַל תֵּדָעוּ

Der typische Sendungsauftrag: Geh! Gott gibt 8 Imperative, was auf die Unendlichkeit hinweist. Und dann wird Gott ironisch. Das zeigt Gottes Verletztheit und verletzt den Hörer. Seine drei wichtigsten Organe sind nicht in Ordnung. Das Herz ist der Sitz der Weisheit, mit dem ich Gott lieben soll. Gott hat ja Heilung bereit, aber es muss zur Wende kommen. Augen und Ohren sollten aufnahmefähig sein, dann muss es im Herzen am Wort Gottes geprüft und entschieden werden. Wieder die Drei führt zu Umkehr und Heilung = Neuerstehung. Daraus wird die Fünf, das Begreifen.

V11 Ich sprach: Bis wann, mein Herr? Er sprach: Bis dahin, daß Städte verheert sind, kein Insasse mehr, Häuser, kein Mensch mehr darin, des Menschen Boden verheert zu Öden. V12 Entfernen will ER den Menschen, groß wird die Verlassenheit des Landesinnern.

Und nur Jesaja fragt Gott: Bis wann? Wie lange dauert es bis zur Heilung. Jesaja nimmt Anteil an dem Leid seines Volkes. Er braucht eine Perspektive für seine Botschaft und für seine Trostbotschaft. Es muss leider erst so geschehen, dass es Zerstörung gibt, damit es einen Neuaufbau geben kann. Und die Zerstörung, die Entfernung betrifft den Menschen, also alle Völker.

V12 Dann, wenn nur noch ein Zehntteil darin ist und es wieder zur Abweide ward: der Eiche gleich, der Steineiche gleich, von denen beim Fällen ein Stumpf blieb: sein Stumpftrieb ist Same der Heiligung.

Die Einheit Gottes wirkt durch die Zehn. Wenn nur noch ein kleiner Stumpf übrig bleibt, der wird zum Same für das Neue. Die Triebquelle wird erhalten. Gott zerreißt nicht gnadenlos alles aus und pflanzt neue Bäume an, sondern er erhält diesen kleinen Lebenstrieb, in dem Sein Lebenshauch Neues erschafft. In Bezug zu V3 entsteht das neue Heilige.

Jüdische Engellehre

Es gibt 7 Himmel. In den Zwischenhimmeln arbeiten die regulären Engel. In der obersten Etage, der dritten Heiligkeitsstufe, sitzt Gott mit den Seraphim. Jesaja darf in diese oberste Etage blicken.

„Vier Klassen von dienenden Engeln dienen dem Heiligen Einen – gesegnet sei Er – und sprechen sein Lobpreis: das erste Lager, angeführt von Michael, zu seiner Rechten, das zweite Lager, angeführt von Gabriel, zu seiner Linken, das dritte Lager, angeführt von Uriel, vor ihm, und das vierte Lager, angeführt von Raphael, hinter ihm. Die Schechina des Heiligen Einen aber – gesegnet sei Er – befindet sich in der Mitte. Er sitzt auf einem Thron hoch und erhaben.“
(Pirqe de Rabbi Eliezer, Kapitel 4; Pirḳê de Rabbi Eliezer: According to the Text of the Manuscript belonging to Abraham Epstein of Vienna. Transl. and annot. with introd. and indices by Gerald Friedlander. Kegan Paul, London, 1916. S. 22.)

Jesaja Kap. 7 Wer ist die junge Frau?

V1 Aram = heutiges Syrien bildet eine Koalition mit dem Nordreich gegen Assyrien. Aram und das Nordreich wollen das Südreich mit in diese Koalition hineinnehmen. Ahas will aber einen Bund mit Assyrien schließen und sein Vasallenstaat werden, damit er Ruhe hat.
Jesaja weiß und mahnt an, dass weder Kampf gegen noch Bundesschluss mit Assyrien richtig ist, sondern allein Vertrauen auf Gott. Es ist von Assyrien aus noch nichts geschehen; alle reagieren prophylaktisch. Es wird durch solche Maßnahmen jedoch zu Götzendienst kommen, denn der Assyrerkönig will natürlich als Gottkönig verehrt werden. Cuius regio, eius religio, auch cuius regio, illius religio (lateinisch für wessen Gebiet, dessen Religion, im damaligen Sprachgebrauch oft wes der Fürst, des der Glaub‘), ist eine lateinische Redewendung, die besagt, dass der Herrscher eines Landes berechtigt ist, die Religion für dessen Bewohner vorzugeben.

Manasse und Efraim sind die Hauptstämme des Nordreichs. Der große Feind war Assyrien, später Babylonien. Pakach ist der König des Nordreichs, der mit König Rezin von Aram gegen Jerusalem paktiert. Sie wollten eigentlich mit dem Südreich gegen Assyrien paktieren, was es aber nicht wollte. Darum kämpften sie gegen den König des Südreichs.
Achas hat Angst, dass er den Kampf nicht gewinnen darf. Er hat eine Vasallenmentalität. „If you can beat them, join them.“ Diese Mentalität ärgert Pakach, sodass er mit dem eroberten Südreich die Feinde besiegen will.

V2 Gemeldet war dem Hause Dawids worden, man sprach: Aram überlagert Efrajim. Da bebte sein Herz und das Herz seines Volks, wie die Bäume des Waldes vor dem Windbraus beben.

Ahas, der doch als König des Südreichs von Gott ergriffen ist, zittert vor dem Feind. Er festigt sich nicht in Gott, sondern überträgt seine Angst auf das Volk, sodass alle Herzen wie die Bäume im Wind zittern. All unser Tun und Unterlassen hat Auswirkungen auf die gesamte Schöpfung: zittern wie Espenlaub; Interdependenz von Mensch und Schöpfung. Wind ist auch der Geist (ruach). Aber der König lässt sich nicht vom Geist Gottes erfüllen.
Gemeldet wird dem Hause David, obwohl es doch um Ahas geht. Ahas sollte sich bewusst machen, dass er die davidische Linie repräsentiert. Was diese letzten Könige in dieser Linie tun, wird dem Haus David nicht gerecht.

V3  ER aber sprach zu Jeschajahu: Zieh doch hinaus, Achas entgegen, du und Rest-kehrt-um dein Sohn, ans Ende der Rinne des oberen Teichs, an der Straße zum Wäscherfeld,

שְׁאָר יָשׁוּב  = Sche’ar Jaschuw ist der Name, den Jesaja seinem Sohn geben soll, was bedeutet: Rest-kehrt-um.

V4 und sprich zu ihm: Hüte dich, halte dich still,(innehalten, nachdenken und vertrauen, kein blinder Aktionismus) fürchte dich nimmer, nimmer weich werde dein Herz vor diesen zwei qualmenden Fackelstummeln, bei der Zornglut Rzins und Arams und des Remaljahusohns!

Vier Mal sagt Gott dem Ahas: Zittere nicht! Vier Mal, das heißt: Fürchte dich nicht vor der Welt, denn ich habe die Welt überwunden. „qualmenden Fackelstummeln“ – das ist wie ausgebrannte Zigarettenstummel, vor so etwas darf man sich nicht fürchten.

V5 Dieweil Böses wider dich beschloß Aram samt Efrajim und dem Remaljahusohn, sprechend: V6 Hinübersteigen wollen wir wider Jehuda, es aufschrecken, es uns aufbrechen und als König in seiner Mitte den Sohn Tabels königen

 בֶּן טָבְאַל = Ben Taw-el kann bedeuten: die Güte Gottes (von tow) oder: Gott wird zuschanden bringen; Gott wird die Zerstörung führen. Aber das soll nicht geschehen.

V8 und über fünfundsechzig Jahre stürzt Efrajim aus dem Volksein« –
Wenn du wartest, wird sich das Problem von selbst erledigen. Quersumme 2 zeigt: Die Polarität hört auf.

V9 Vertraut ihr nicht, bleibt ihr nicht betreut. אִם לֹא תַאֲמִינוּ כִּי לֹא תֵאָמֵנוּ
Wenn du dich nicht festigst in Gott, bleibst du nicht fest > AMEN אמן
Wenn du dich an Gott festhältst, bist du festgehalten.
Wenn du mir traust, bin ich dir treu. Wenn du mir vertraust, werde ich dir vertraut werden.

V11-12 Ahas wird aufgefordert von Gott, ein Zeichen zu erbitten. Er nimmt das Angebot aus Pseudobescheidenheit nicht an, denn es könnte sein, dass ihm Gottes Entscheidung in dem Zeichen nicht gefällt. Ahas ist ein Heuchler, der sogar vor Gott zittert. Dabei will Gott ihm sagen, dass Ahas nichts anderes tun muss als Gott zu vertrauen
Gen.24,16 Sehr schön anzusehn war das Mädchen, eine Jungfrau, nicht kannte ein Mann sie.
וְהַנַּעֲרָ טֹבַת מַרְאֶה מְאֹד בְּתוּלָה וְאִישׁ לֹא יְדָעָהּ וַתֵּרֶד הָעַיְנָה וַתְּמַלֵּא כַדָּהּ וַתָּעַל
Rebekka mied auch heimlichen Kontakt zu Männern, sodass sie eine reine Frau war, eine Jungfrau = Betula.

14 daß ihr auch meinen Gott ermüden wollt?! Darum gibt von selber mein Herr euch ein Zeichen. Da, die Junge wird schwanger und gebiert einen Sohn. Seinen Namen soll sie rufen: Immanuel, Bei uns ist Gott!
לָכֵן יִתֵּן אֲדֹנָי הוּא לָכֶם אוֹת הִנֵּה הָעַלְמָה הָרָה וְיֹלֶדֶת בֵּן וְקָרָאת שְׁמוֹ עִמָּנוּ אֵל

Jesaja zeigt auf DIE Frau, die bestimmte Frau, auf die Jesaja zeigt. Es ist eine Frau, die Ahas vertraut ist, vielleicht seine Frau oder seine Tochter. Vielleicht wird sie in unerwarteter Kürze schwanger, vielleicht auch ohne Geschlechtsverkehr, das geht aus dem Text nicht hervor. Und die gibt dem Kind den Namen Immanuel, denn Ahas soll Vertrauen auf Gott lernen. Für ihn ist das Zeichen, dass er siegen wird.

15 Doch wird Rahm und Honig er essen müssen, wann er erst weiß, das Böse zu verwerfen, das Gute zu erwählen,

Der Vers klingt in Anlehnung an die Verheißung: ein Land von Milch und Honig. Diese Verheißung wird obsolet, wenn Ahas nicht auf Gott hört. Die Spitze in diesem und dem folgenden Vers ist, dass das Kind eher in der Lage sein wird, das Böse zu verwerfen und das Gute zu wählen als zu Ahas.

16 denn ehe der Knabe weiß, das Böse zu verwerfen, das Gute zu erwählen, wird zwar der Boden verlassen sein, vor dessen zwei Königen du zusammenschrickst, 17 aber kommen lassen wird ER auch über dich, über dein Volk, über dein Vaterhaus Tage, wie sie nicht gekommen sind seit dem Tag, da Efrajim (Nordreich) wich von Jehuda, – durch den König von Assyrien. 18 Geschehn wirds an jenem Tag, pfeifen wird ER der Fliege, der am Ende der Flußarme Ägyptens, und der Biene, der im Lande Assyrien,

Gott schickt tödliche Fliegen und Bienen, die das Nordreich und Syrien (Aram) zerstören. So wirkt Gott, wenn der Mensch einfach vertraut und Gott wirken lässt. So wirkte Gott für die, die IHM vertrauen in

2.Kö19 35 In jener Nacht geschahs: SEIN Bote fuhr aus, er schlug im Lager Assyriens hundertundfünfundachtzigtausend, als man sich frühmorgens aufmachte, wohl, da waren sie alle Leichen, tot.

Nachdem Ahas sich Assyrien unterworfen hatte und der Götzendienst eingezogen war, versuchte er, mit Ägypten zu koalieren. Er vergaß weiterhin sein Vertrauen auf Gott.

19 und die kommen und ruhen alle in den Dellen der Sturzhalden, in den Klüften der Schroffen, in allem Stechgesträuch, auf allen Weidewiesen. 20 An jenem Tag wird scheren mein Herr mit dem Messer, gedungen von jenseits des Stroms, mit dem König von Assyrien, das Haupt und das Haar der Beine, auch den Bart rafft es hinweg. 21 Geschehn wirds an jenem Tag: jemand hält sich ein Kühlein oder zwei Schafe am Leben, 22 und geschehn wirds, ob der Menge des Milchgewinns ißt er Rahm, ja, Rahm und Honig essen muß alles im Innern des Landes Übriggebliebne. 23 Geschehn wirds an jenem Tag, es wird aller Ort, wo tausend Reben waren um tausend Silberstücke, des Dorns und der Distel wird er, 24 mit Pfeilen und mit Bogen kommt man dahin, denn Dorn und Distel wird all das Land sein; 25 und alle Bergäcker, die man mit der Jäthacke behackt, du kommst nicht dorthin aus Furcht vor Dorn und Distel, zum Schickplatz für Ochsen wirds und zum Trottplatz für Schmalvieh.

Es muss trotzdem zum Tabula rasa kommen. Dornen und Disteln erschweren Adam und der Menschheit die Arbeit. Im Schweiße des Angesichtes muss der Mensch arbeiten. Jesaja schlägt den Bogen zur Urvertreibung aus dem Paradies, das  Schlimmste, das ihnen passieren konnte. ABER am Ende der Tage wird wieder ein Volk in der Dunkelheit ein Licht sehen. Ohne Finsternis gibt es kein Licht. Ohne Dornen und Disteln ist die Erlösung für den heiligen Rest der Menschheit nicht erlebbar.
In diesem Text geht es um zwei Söhne: den Sohn Jesajas (Rest-kehrt-um) und den Sohn des Königshofes. Frieden kann entstehen, wenn Königtum und Prophetensohn sich versöhnen, denn Prophet und König lagen immer in Spannung und Streit. Der Ungehorsam Gott gegenüber wird überwunden: Das Reich Gottes ist mitten unter uns und Gott ist wieder der zentrale Anker der Gesellschaft. Das steckt im Namen „Immanuel“. Eine neue Theokratie wird wieder eingeführt. Gott überwindet die Zerrissenheit.

Jesaja Kap. 9

1 Das Volk (das jüdische Volk in Nord- und Südreich), die in Finsternis gehen, ersehen ein großes Licht, die Siedler im Todschattenlande בְּאֶרֶץ צַלְמָוֶת (be’eretz zalmawet), Licht erglänzt über sie.

Das Volk verrennt sich in der Dunkelheit. Nur die Güte Gottes schenkt ihnen Licht, lässt es über denen, die im Dunkeln tappen, erscheinen.

2 Reich machst du den Jubel, groß machst du die Freude, sie freun sich vor deinem Antlitz       לְפָנֶיךָ (lefanecha), wie beim Erntefreudenfest, gleichwie man jubelt beim Beute verteilen.

Der Sieg des jüdischen Volkes über Ägypten, Assyrien, Philister, … ist gewiss. Zuerst will Jesaja seine Trostbotschaft als Grundlage geben. Die Juden freuen sich über den Sieg über ihre Feinde vor Gottes Angesicht, weil DER den Sieg schenkt.
Jesaja liebt, wie alle Orientalen, die Übertreibung und die Verstärkung, weshalb diese Wiederholungen vorkommen.

3 Denn das Joch seiner Fron, das die Schulter ihm beugt, den Stock, der es antreibt, du zerknickst sie wie am Midjantag. (= Gericht, Urteil in Ri.8 Gideon, mit 300 siegte er über die Übermacht der Midianiter) 4 Denn alljeder Stiefel, herstiefelnd mit Gedröhn, Rock in Blutlachen gewälzt, zum Brande, Feuerfraß wirds. 5 Denn ein Neugeborner ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben, auf seiner Schulter wird die Fürstenschaft sein. Seinen Wundernamen ruft man: Ratsmann des heldischen Gottes, Vater des Siegesgewinns, Fürst des Friedens.

Der Sohn ist der Sohn von Ahas, der spätere König Hiskia, der aus dem Haus Davids kommt und das tut, was Gott gefällt. Diesen Nachfolger, vielleicht von der Frau in Kap.7 geboren, sieht Jesaja in dieser besonders großen Hoffnung und zeichnet ihn überschwänglich. Trotzdem strauchelt er, weil er die Tempelschätze zu seiner eigenen Ehre vorzeigt und nicht Zeugnis gibt für Gott.
2. Kö.18 1 Es war im dritten Jahr Hoscheas Sohns Elas Königs von Jissrael geschehn, daß Chiskija Sohn des Achas Königs von Jehuda die Königschaft antrat, 2 fünfundzwanzigjährig war er worden, als er die Königschaft antrat, und neunundzwanzig Jahre hatte er Königschaft in Jerusalem.. Der Name seiner Mutter: Abi Tochter Secharjas. 3 Er tat das in SEINEN Augen Gerade, allwie sein Vorvater Dawid getan hatte.

4 Er wars, der die Koppen beseitigte, der die Standmale zertrümmerte, der die Pfahlfrau ausrottete, der die Viper aus Kupfererz zerstieß, die Mosche gemacht hatte, denn bis zu jenen Tagen hatten die Söhne Jissraels immerfort ihr geräuchert, man rief sie Erzbold. 5 Auf IHN den Gott Jissraels verließ er sich, keiner war ihm gleich unter allen Königen Jehudas nach ihm und denen, die vor ihm waren, 6 er haftete an IHM, von seiner Nachfolge wich er nicht seitab, er wahrte seine Gebote, die ER Mosche geboten hatte. 7 ER war bei ihm, überall da, wo er ausfuhr, ergriff ers. Er empörte sich gegen den König von Assyrien und wollte ihm nicht mehr dienstbar sein. 8 Er wars, der die Philister schlug, bis nach Gasa und dessen Gemarkungen, vom Wächterturm bis zur Festungsstadt.

כִּי יֶלֶד יֻלַּד לָנוּ בֵּן נִתַּן לָנוּ וַתְּהִי הַמִּשְׂרָה עַל שִׁכְמוֹ וַיִּקְרָא שְׁמוֹ פֶּלֶא יוֹעֵץ אֵל גִּבּוֹר אֲבִיעַד שַׂר שָׁלוֹםV5

Nach rabbinischer Auslegung gehören die Titel Gott Vater, der mit diesen Titeln geehrte wird, weil ER gepriesen wird dafür, dass ER den Sohn mit dem Titel „Fürst“ beschenkt hat. Besonders deshalb, weil Abi-Ad heißt: mein Vater ist ewig. Dieser Vater kann nur Gott sein, denn kein Mensch ist ewig.

6 Zu reicher Fürstenschaft und zum Frieden ohne Ende über Dawids Stuhl, über seiner Königsmacht, zu gründen die, sie zu stützen mit Gerechtigkeit, mit Wahrhaftigkeit (בְּמִשְׁפָּט וּבִצְדָקָה Recht und Gerechtigkeit), von jetzt in die Zeit fort (die uns verborgene Ewigkeit): vollbringen wird das SEIN des Umscharten Eifer. 7 Rede sendet mein Herr auf Jaakob hin, nieder fällt sie auf Jissrael, 8 erkennen sollen sies, all das Volk, Efrajim, Samariens Sasse, in dem Hochmut, in der Herzensgroßsucht, da sie sprachen: 9 »Ziegel sind eingefallen, mit Quadern bauen wirs auf, Maulbeerfeigen sind umgehaun, mit Zedern tauschen wirs aus!«
10 ER wiegelt Rzins Unterfürsten gegen es auf, seine Feinde stachelt er an, 11 Aram von vorn, die Philister von hinten, sie fressen Jissrael vollen Munds bei alledem kehrt sein Zorn nicht um, und noch ist seine Hand gereckt. 12 Nicht kehrt das Volk um zu dem, der es schlug, IHN den Umscharten suchen sie nicht. 13 Da rottet ER von Jissrael aus Kopf und Schwanz, Palmwedel und Binse an einem Tag. 14 – Alte und Hochangesehne, das ist der Kopf, lugunterweisende Künder, das ist der Schwanz. – 15 Die dieses Volk lenken, fuhren irre, die sich lenken lassen, werden verstört. 16 Darum mag an seinen Jünglingen mein Herr sich nicht freuen, sich nicht erbarmen seiner Waisen und Witwen, denn entartet und böslich ist alles, aller Mund redet Schändlichkeit. Bei alledem kehrt sein Zorn nicht um, und noch ist seine Hand gereckt. 17 Denn wie Feuer sengt der Frevel, er frißt Distel und Dorn, er zündet im Gestrüpp des Waldes, und das wirbelt als Rauchsäulen hoch, 18 von SEINER, des Umscharten, Wallung ist das Land ausgeglüht, wie Feuers Fraß (
Gottes Feuer) wurde das Volk. Nicht schont ein Mann seinen Bruder, (Bürgerkrieg; Gottes Feuer wütet, wenn das Feuer unserer Unmenschlichkeit wütet.) 19 man haut ein zur Rechten und hungert, man frißt zur Linken und wird nicht satt, jedermann frißt das Fleisch seines Arms, (Leid während der Belagerung durch die Assyrer; Zerstörung des Nordreiches; Mütter aßen das Fleisch ihrer Kinder) 20 Mnasche den Efrajim, Efrajim den Mnasche, die zusammen über Jehuda her – bei alledem kehrt sein Zorn nicht um, und noch ist seine Hand gereckt.(Die Not kommt von Gott, weil das Volk nicht umkehrt.)

Kap.10,1 Weh ihnen, die Gesetzlein der Arglist aufsetzen, den Schreiberlingen, die drauflos Plackerei schreiben, 2 abzudrängen vom Urteil die Armen, meines Volks Gebeugten das Recht zu rauben, daß Witwen ihre Beute werden und sie Waisen plündern! Wenn die Bedürftigen mit Füßen getreten werden, dann ist Gottes Grenze überschritten.

Jesaja Kap.40

Das Volk sieht sich in der Irre, in der Hoffnungslosigkeit. Es sieht Gott als Versager. Man sieht sich also lieber nach Götzen um. Es gibt keine Beziehung zu Gott. Die Kinder Israels vertrauen ihrem Gott nicht. Ihre Überheblichkeit wird umgekehrt, indem das menschliche Leben sich als ein ohnmächtiges erzeigt wie die verdorrenden Blumen. Gott lehrt auf diese schmerzvolle Weise sein Volk und zeigt ihm seine Macht. Deshalb darf er auch schweigen ohne sich rechtfertigen zu müssen. Diese seine Langmut missinterpretierten die Kinder Israel als Schwäche. Gott stellt Fragen – typisch jüdisch. Und wenn ER so deutliche, rhetorische Fragen stellt wie in V12/21, dann geht es IHM um eine scharfe Korrektur. Denn Gott schuf den Menschen zu Seinem Bilde, aber bis heute bilden Menschen Gott nach ihrem Bilde. Gott ist darüber enttäuscht und traurig, wenn sein Volk nicht die Beziehung mit IHM pflegt.

Die Rede beginnt mit dem allgemeinen Aufruf, Gottes Volk zu trösten nach all dem Leid, durch das das Volk gehen musste. Das Leid des Exils bedrängt das Volk so sehr, dass Gott sich wieder erbarmt durch Trost. Obwohl das Volk den Grund und Sinn des Exils nicht verstanden hat, ist Gott der Langmütige, sich Seinem Volk zuzuwenden, obwohl es seinerseits den Kontakt zu Gott hätte suchen müssen. Die Doppelung von „Tröstet, tröstet“ zeigt die Dialektik von Gottes Demut und des Hochmuts des Menschen.

V3 Stimme eines Rufers: In der Wüste bahnt SEINEN Weg, ebnet in der Steppe eine Straße für unseren Gott!
Es handelt sich hier um die innere Wüste im Menschen.

V5 Offenbaren will sich SEIN Ehrenschein, alles Fleisch vereint wirds sehen. Ja, geredet hats SEIN Mund.
Gott ist in der Lage, die gesamt Natur zu bewegen. Das Ziel ist es, dass Gottes Ehre offenbar wird, und zwar nicht nur den Menschen, sondern allen Lebewesen. Das Fleisch ist vergänglich und damit die Antithese zu Gottes Unvergänglichkeit und Gottes Geist.
V7 Verdorrt ist das Gras, verwelkt ist die Blume, da SEIN Windbraus sie angeweht hat! – Gewiß, Gras ist das Volk, V8 verdorrt ist das Gras, verwelkt ist die Blume, aber für Weltzeit besteht die Rede unseres Gottes.
Der Geist Gottes belebt und tötet. Beides liegt in Gottes Hand. Der Gegensatz wird aufgebaut zwischen dem ewigen Gott und dem vergänglichen Menschen. Das Wort Gottes kann nicht vergehen, wohl aber jeder Mensch. Darum ist es sinnvoll, auf das ewige Wort Gottes zu hören. Für diesen vergänglichen Menschen gibt es aber die Freudenbotschaft der Tochter Zion, denn IHM gegenüber steht der ewige, starke Gott.
V9 Auf einen ragenden Berg steig dir als Glücksmärbringerin, Zion, schwing hoch mit Kraft deine Stimme als Glücksmärbringerin, Jerusalem, schwinge sie hoch, fürchte dich nimmer, sprich zu den Städten Jehudas: Da, euer Gott!
In der jüdischen Tradition gibt es die Ansicht, dass es eine Theophanie gab. Die letztendliche Theophanie wird in der letzten Zeit stattfinden. „Hine הִנֵּה“ = „siehe“ kommt in V9 + 10 dreimal vor. Bedeutung von Wandlung, Transformation. Es ist vergleichbar mit „ecce“, das auf Jesus hinweist.
Zion steht für David, der die Jebusiterstadt eroberte und Zion (= Gezeichnete) nannte. Jakob / Israel zeigt die Anfänge des jüdischen Volkes in den Patriarchen, als es noch nicht so drüber und drunter ging.

V11 wie ein Hirt weidet er seine Herde, Lämmer hält er in seinem Arm, trägt sie an seinem Busen, die Mutterschafe leitet er sacht.
Gott gibt sich als der gute Hirte zu erkennen und macht damit deutlich, dass Er die falschen Propheten absetzt und selber für sein Volk eintritt. Daraus nimmt Jesus sein Vergleich vom guten Hirten.

V13 Wer hat SEINEN Geistbraus begriffen, ein Mann, dem seinen Ratschluß er kundgäbe? V14 mit wem hat er sich beraten, der zu unterscheiden ihm hülfe, der um den Pfad des Rechts ihn belehrte, der Erkenntnis ihn lehrte, der den Weg der Unterscheidungen ihm kundgäbe?

Jes.55, 8 Denn: »Nicht sind meine Planungen eure Planungen, nicht eure Wege meine Wege.« ist SEIN Erlauten.9Denn: »Hoch der Himmel über der Erde, so hoch meine Wege über euren Wegen, mein Planen über eurem Planen.«

In der Rede kommen viele rhetorische Fragen vor. Gott stellt dem Menschen Fragen (Gen.3,9 und 4,9 – Dialogisches Prinzip), weil ER immer mit dem Menschen ins Gespräch kommen will. Wie in den 4 Kapiteln bei Hiob (38-41) werden Fragen gestellt. Mittels dieser Fragen wird der Suchende überwältigt. Die Antworten sind so offensichtlich! Es muss erkennbar werden, dass Götzen „Nichtse“ sind und Gott unermesslich groß ist.
Wir Menschen müssen von uns lernen, nicht ER von uns. Der Hochmut der Menschen ist davon ableitbar.

V17 Stämme da, sie sind wie vom Schöpffaß ein Tropfen, wie fürs Schalenpaar ein Korn gelten sie, Eilande da, er lüpft sie wie Flocken.

Wie Israel so werden die gesamten Völker wegen ihrer Überheblichkeit gebrandmarkt. Die Völker hatten die Macht als Züchtigungsrute von Gott allein. Sie sind nicht die Herren der Schöpfung. Aber Israel ist mit seinem Zweifel auf dieselbe Stufe gesunken wie die Völker. > V18  Und wem wollt ihr den Gottherrn vergleichen, was als Gleichnis ihm zupassen?…
V21 Wollt ihrs nicht erkennen? wollt ihrs nicht hören? wards aus Urfrühe nicht euch gemeldet? habt ihr nicht unterschieden, was der Erde Grundfeste ist?

In diesem einen Satz stellt Gott sogar vier Fragen auf einmal. Das zeigt Seine große Kritik, die ER übt. Überheblich waren auch die Richter des Süd- und Nordreiches, wie auch im folgenden Vers zu lesen ist. Die Macht Gottes und die Ohnmacht des Menschen stehen im Mittelpunkt und sprechen in unsere heutige Zeit deutlich hinein. In den folgenden Versen zeigt ER, dass ER die Naturkräfte in den Händen hält und der Mensch unterlegen und ohnmächtig ist.
V25 Wem wollt mich ihr vergleichen, daß ich ähnlich wäre? spricht der Heilige.
Der Heilige ist der Abgesonderte. ER lässt sich mit niemandem vergleichen.
V27 Warum sprichst du, Jaakob, redest du, Jissrael: Verborgen vor IHM ist mein Weg, mein Recht entzieht sich meinem Gott?!
Wie kann der Mensch denken, dass Gott irgendetwas nicht sieht. Gott ist unbegrenzt und schläft und schlummert nicht. Gott prangert die Vermenschlichung Gottes an, die IHN begrenzen wollen und IHN nach dem Ebenbild des Menschen schaffen.

V31 aber die SEIN harren tauschen Kraft ein, wie die Adler treiben sie Schwingen, sie rennen und werden nicht müde, sie gehen und werden nicht matt.
Die Rollen werden wieder in der richtigen Reihenfolge definiert. Die Rollen mussten korrigiert werden. Nur wer sich in Gott fest macht, IHM vertraut, bekommt von Gott Kraft, denn IHM selber mangelt es nie an Kraft. Die Vertrauenden sind auch heute eine Minderheit, die sich als privilegiert sehen darf. Darin sieht man die Überheblichkeit der heutigen Mehrheitsgesellschaft. Aber wir dürfen uns zu Gott rechnen und dadurch die Kraft für jeden Tag bekommen.
Voller Bilder ist diese Rede. Der Orientale lernt von der Natur.

„Wir sehen die Dinge nicht so, wie sie sind, sondern wie wir sind.“ (* 21. Februar 1903 als Angela Anaïs Juana Antolina Rosa Edelmira Nin y Culmell in Neuilly-sur-Seine bei Paris; † 14. Januar 1977 in Los Angeles) war eine amerikanische Schriftstellerin.)

Kurze Anmerkungen zu Kap. 43 und 55

Jes.43, 1Jetzt aber, so hat ER gesprochen, dein Schöpfer, Jaakob, dein Bildner, Jissrael, fürchte dich nimmer, denn ich habe dich ausgelöst, ich habe dich mit Namen berufen, du bist mein.

Du bist mein, d.h. du brauchst nicht die high society, denn du gehörst zu mir. Das ist der große Trost für Jesaja. Zu Gott zu gehören, ist seine Berufung und sein Ein und Alles.

Jesaja 55,8 Denn: »Nicht sind meine Planungen eure Planungen, nicht eure Wege meine Wege.« ist SEIN Erlauten.

„Was wir von Gott wissen, ist ein Tropfen und was wir von Gott nicht wissen, ist ein Ozean.“ Isaac Newton

Gott ist von uns nicht zu erfassen. Jesaja spricht in Katastrophen herein. Die Kinder Israel fragen ebenfalls: „Wozu?“ Gott fordert eine eigene Souveränität ein. ER hat Seine Pläne und den Überblick über alles. Wir dürfen vor Gott klagen, aber ihm Vorwürfe zu machen, ist unnütz. Es gibt eine Weisheit von Gott, die uns nicht zugänglich sind. Selbst wenn Gott uns Dinge sagen oder erklären würde, könnten wir Menschen es mit unserem Gehirn nicht begreifen. Der Schöpfer muss sich uns gegenüber nicht legitimieren. Wir müssen  uns unterordnen, demütig und dankbar sein.

NHTS – Übersetzung von Naftali Thur Herz-Sinai
SCHLA – Schlachter-Übersetzung 2000
ZUR – Zürcher Übersetzung 1931
Im Allgemeinen sind die Bibelstellen aus BRU „Die Schrift“, Martin Buber und Franz Rosenzweig genommen.